Vergesslich

Der amerikanische Architekt Philip Johnson, 96 Jahre alt und in seinem Fach eine Legende, hat in einem «Zeit»-Interview den geplanten Wiederaufbau des Berliner Schlosses kritisiert. Es sei ein grobes und unproportioniertes Bauwerk gewesen.

Wie bitte? Noch vor einem Jahr war derselbe Philip Johnson noch vom Gegenteil überzeugt: Die Rekonstruktion sei wichtig für das neue Gesicht der Stadt, das stark von der Moderne dominiert werde. Die historischen Interieurs seien nicht entscheidend, es sei die äußere Gestalt. Nur so könne die Raumwirkung wiederhergestellt werden.

Aber ältere Menschen erinnern sich ja bekanntlich besser an ihre Jugend als an Dinge der jüngsten Vergangenheit. 96 Jahre! Der Mann ist in der Weimarer Republik noch um die Berliner Häuser gezogen! Auf die Frage, welche Erlebnisse von damals ihm bis heute am präsentesten sind, antwortete er ohne zu zögern: «Der Sex.»