Er hatte sie alle: Brigitte Bardot posierte ebenso vor Douglas Kirklands Kamera wie Marlene Dietrich. Bei Camerawork zeigt der Star-Fotograf seine legendären Aufnahmen von Marilyn Monroe. Und nebenbei plaudert er aus, wie er sich der Diva verweigert habe.
Nervös sei er gewesen, damals als 25-Jähriger. Zwei volle Stunden habe sie ihn warten lassen, aber das habe er eingeplant. Die Monroe ließ immer alle warten. Sie war der Star, die Ikone eines ganzen Jahrhunderts, der Pin-up-Traum jedes Truckfahrers auf Amerikas staubigen Straßen. Wie ein Geist sei sie dann in den Raum geschwebt, vollkommen surreal, gar nicht wie eine wirkliche Person. Und schließlich öffnete dieses blonde Zauberwesen sein Mündchen und wisperte, wovon Tausende träumten: «Alles, was wir brauchen, sind ein Bett und ein weißes Laken. Lasst mich mit diesem Jungen allein.»
Der nervöse Junge war Douglas Kirkland, inzwischen renommierter Fotograf und weit über 60. Er hatte es geschafft. Der Auftrag seines Lebens lag vor ihm, eine exklusive Fotosession mit Marilyn Monroe für das schillernde «LookMagazine». 40 Jahre lang höre er nun schon dieselbe Frage, sagt er: «,Douglas, sag doch mal, wie war sie wirklich?'» Unzählige Monroe-Porträts entstanden in der «sexuell aufgeladenen» Atmosphäre dieser Novembernacht des Jahres 1961. «Alle natürlich, bar jeder Pose. Wir neckten uns, sie führte mich. Eigentlich machte sie die Bilder», sagt Kirkland. 23 von ihnen sind jetzt in der Galerie Camerawork zu sehen.
Dabei stößt Altmeister Kirkland auf Rankin. Der Mitbegründer des englischen Fashion-Magazins «Dazed and Confused», erst kürzlich als Porträtist der Queen geadelt, ist mit seiner Reihe «Breeding» vetreten, einem subtil-intimen Rollenspiel androgyner Körper und Posen. Daneben zeigt er ältere Arbeiten, schriller im Duktus: dickleibige Nackte, eine runzlige Alte mit Perlenketten und «Stars and Stripes»-Sonnenbrille.
Kirkland kann seinem jüngeren Kollegen nur Resepekt zollen für seine Arbeiten: «Ich frage mich, wie er die Leute dazu bringt, solche Sachen zu machen.» Kirkland, eine Generation älter als die jungen Wilden, hatte sie alle vor der Linse. Mehr als hundert Hollywood-Produktionen hat er dokumentiert. Geschichten haben sich dabei angesammelt. Von Brigitte Bardot, die immer nur spielen wollte, von Wim Wenders, der ihm mit seiner explosiven Energie wie ein Spiegel seiner selbst vorkomme. Oder von der 60-jährigen Marlene Dietrich, deren Fältchen mit ihrer eigenen Musik im Hintergrund mehr und mehr schwanden, und die immer gütiger in die Kamera gelächelt habe.
Unaufgeregt, uneitel erzählt er das. Kirkland selbst wahrt trotz chronischer Nähe zum Glamour die notwendige Distanz. «Was ist schon eine Berühmtheit? Wir sind alle nur Menschen. Die Stars kommen und gehen», sagt er dann oder: «Ein Beobachter zu sein ist viel besser als das beobachtete Objekt.» Neugierde sei der Schlüssel zu seinem Glück. Bei der Begegnung mit Marilyn hat er seine Neugierde allerdings gezügelt. Sagt er. «Willst du zu mir ins Bett kommen?», habe die Monroe ihn damals gefragt. «Ich habe einfach weiter fotografiert, hatte schließlich Frau und Kinder. Nur deshalb kann man jetzt diese Bilder sehen. Meine sexuelle Energie floss eben in die Fotos.»
Camerawork, Kantstr. 149, Charlottenburg. Bis 30. 8., Di. - Fr., 11 - 18 Uhr, Sa. 11 - 16 Uhr.