Seine Filme waren reine Männerfilme. Thematisch wie personell. Taffe Stoffe in ebensolchem Umfeld. Frauen spielten nur Nebenrollen. Das hat seinen Grund: Seine filmische Ausbildung erfuhr John Frankenheimer während seiner Zeit bei der US Air Force 1951-1953 in einer damals neu gegründeten Filmstaffel in Korea. In einer reinen Männerwelt also. Der Weg zum Kino kam nur über Umwege zustande: übers Fernsehen. Die erste TV-Regie erfolgte, noch in Uniform, wenig glamourös: für eine lokale «Area Show», die von einer Viehfarm gesponsort wurde und in der Kühe die Stars waren.
Nach seiner Militärzeit kam Frankenheimer, der eigentlich Tennisprofi werden wollte, zum TV-Sender CBS nach New York, wo er das Handwerk von der Pike auf lernte - als Assistent von Sidney Lumet, Robert Mulligan und Arthur Penn. Als Lumet zum Kino wechselte, schlug Frankenheimers Stunde als TV-Regisseur. Er drehte über 125 Fernsehspiele. Auch sein Kinodebüt «Das nackte Gesicht» (1956) war das Remake eines eigenen TV-Films. Das kam gut an bei der Kritik, aber Frankenheimer fand die Erfahrung entnervend und einengend. Es dauerte fünf Jahre, bis er seinen zweiten Kinofilm drehte. Dann aber wollte er nicht mehr von diesem Medium lassen. Seine ersten Filme wurden seine besten: «Die jungen Wilden» (1961), ein sehr viel realistischeres Bild über Jugend und Kriminalität als die «West Side Story» aus demselben Jahr. «Der Gefangene von Alcatraz» (1961) über Robert Stroud, den realen Langzeithäftling, der zum Experten der Vogelkunde wurde. Oder «Sieben Tage im Mai» (1963), in dem US-Militärs einen Putsch gegen den Präsidenten planen. Sie alle, besetzt mit seinem Dauerstar Burt Lancaster, waren präzise, reportage-artige Schwarzweißdramen, die auf jegliche action-betonte Effektehascherei verzichteten.
Schon Mitte der sechziger Jahre wurden seine Produktionen bunter und reißerischer, aber auch inhaltsleerer. Bei «Grand Prix» gelangen ihm immerhin damals spektakuläre Bilder der Formel-1-Rennen, mit neu entwickelten Kameras, die dem Zuschauer das Gefühl vermittelten, selbst im Cockpit zu sitzen. Doch immer mehr gerannen seine Filme zu routinierten Riten, die zu stark nach der Kasse schielten. Nur «French Connection II» (1972) und «Schwarzer Sonntag» (1976) ragten etwas heraus. Seinen Tiefpunkt erreichte der Regisseur 1996 mit «DNA», dem desaströsen Remake des B-Movie-Klassikers «Die Insel des Dr. Moreau». Zwei Jahre später gelang ihm jedoch noch mal ein fulminantes Comeback - mit dem Actionschocker «Ronin».
Nach stattlichen fünf Dekaden im Filmbusiness ist Frankenheimer nun, mit 72 Jahren, ganz anders gestorben als seine taffen Filmfiguren. Er erlag im Cedars-Sinai-Krankenhaus von L.A. nach Komplikationen bei einer Wirbelsäulenoperation einem Schlaganfall.