Der Schriftsteller Martin Walser hat auf Antisemitismus-Vorwürfe des Sozialwissenschaftlers Jan Philipp Reemtsma und der Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger reagiert. «Mich dauert diese Beschimpfungsorgie», sagte Walser jetzt der Potsdamer Zeitung «Märkische Allgemeine». Beide hatten Walsers umstrittenen Roman «Tod eines Kritikers» scharf kritisiert. Klüger, die seit Jahrzehnten mit Walser befreundet ist und in Kanada lebt, warf ihm eine «verlogene Darstellung der Wirklichkeit» vor. Reemtsma bezeichnete Walsers neuen Roman «Tod eines Kritikers» als «literarische Barbarei».
Weil der Herausgeber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ), Frank Schirrmacher, gemerkt habe, «dass er seine skandalöse Behauptung nicht durchgekriegt hat, werden jetzt immer wieder neue Autoritäten aufgeboten, die mir Antisemitismus unterstellen», sagte Walser. Er nannte sich selber «reichlich naiv», weil er gehofft habe, die FAZ würde seinen Roman «Tod eines Kritikers» vorabdrucken. Sein Verhältnis zu dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nannte er eine «unglücklich verlaufende Liebesbeziehung». Reich-Ranicki habe ihn
1987 für seine allererste Fernsehsendung des Literarischen Quartetts als Gast-Kritiker gewinnen wollen. «Ich hätte niemals diesen Roman geschrieben, wenn Reich-Ranicki bei der Zeitung geblieben wäre», sagte Walser, dessen neues Buch im Kern eine Abrechnung mit einem prominenten Literaturkritiker ist. dpa