Liebesgrüße vom Auto

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Wie bei der Tour de France küsste die Gewinner ein Blumenmädchen, statt Medaillen gab es bunte Schals. Die Preisverleihung des «Zebra Awards», des «1. Weltweiten Poetryfilm Awards» im Kino der Kulturbrauerei glänzte mit Ansprachen von Bundestags-Vizepräsidentin Antje Vollmer und Kultursenator Thomas Flierl. Großer Auftritt für die Etablierung des Poetryfilms, des verfilmten Gedichts als eigenständiges Genre - als Kunstform steckt es noch in den Kinderschuhen.

Mit der Preisverleihung endet das viertägige Film-Festival, das die Literaturwerkstatt im Rahmen des Sommerfestes der Literaturen veranstaltete. Das Wesen des Poesie-Films bleibt ungeklärt. Die «Spoken word»-Szene fühlt sich um eine gute Idee beraubt: Schnell wurde etwas großbeschworen, was noch eine Weile im Verborgenen hätte blühen und eine Eigenständigkeit entwickeln können.

Das Festival, bestehend aus der Aufführung von 335 Filmclips und den Kolloquien, in denen die Entstehung solcher Poesiefilme ausgiebig besprochen wurde, funktionierte als Treffpunkt für Filmemacher aus aller Welt. Über das Networking freut sich auch Gorge Drivas, Gewinner des zweiten Preises. Seit einem Jahr arbeitet er mit selbstverfassten Texten. Sein Film löst eine zunächst bedrohliche Stimmung mit einem Augenzwinkern auf: Die abgedroschenen Abschiedsphrasen einer zerstörten Liebe stammen von einem alten Auto. Mit Tim Webbs «15th of February» kürt der Zebra Award einen Beitrag, der tief in die technische Trickkiste greift, um das gesprochene Gedicht nur wenig mehr als zu illustrieren.

Eine tatsächliche Ergänzung zum geschriebenen oder gesprochenen Wort bietet jedoch der Ernst-Jandl-Clip von Eku Wand, der eine besonderen Erwähnung erhielt. Hier bereichert die rhythmische Strukturierung von Wort und Bild das Gedicht. Die Publikumsjury zeichnete einen sehr stillen Film aus: «Cantine & Co» basiert auf einem Gedicht, das seelische Verletzungen eines Mädchens beschreibt. Nordine Sajot bebildert es mit einer verzweifelten Mahlzeit, mit Tellern und Tassen, die alptraumhaft weich erscheinen. Nach all den Filmen, die die technischen Möglichkeiten aus- und oft überreizten, war die Wahl dieses Beitrags eine verständliche und kluge Entscheidung. jub