Jazzlegende Ray Brown starb kurz vor Konzert

Ein Jazzbassist der alten Schule stirbt, das macht die Tragik seiner Profession bewusst. Man kann Ray Brown nicht nachrufen, den Jazz in seinen Grundfesten erschüttert und durch virtuosen Glanz verblüfft zu haben. Man muss schreiben: Er war stets der große Rückhalt seiner Bands. Ende der vierziger Jahre kam Ray Brown von Pittsburg nach New York. Er spielte Bass für Charlie Parker und Max Roach. Dizzy Gillespie wusste ihn in seiner besten Bebop-Big-Band hinter sich und schrieb ihm sein «One Bass Hit», ein Jazzkonzert für Solobass und Band. Ein paar geschwungene Melodien und mehr Raum für Eigenes, statt nur den Rhythmus zu grundieren und die Harmonien anzudeuten. Ella Fitzgerald nahm Ray Brown vier Jahre lang zum Ehemann, Oscar Peterson begründete mit ihm sein legendäres Trio. Von New York ging Brown nach Hollywood, wo er Filmmusik verfasste undNeulingen wie Quincy Jones die Türen öffnete. Er rief die L.A. Four ins Leben, wirkte später sogar beim Modern Jazz Quartet mit. Es sind die großen Namen, die den Lebensweg dieses Bassisten alter Schule in der Rückschau zeichnen. Weniger, dass er in Ton und Timing unvergleichlich war. Man müsste im Gedenken seine schönsten Platten hören. «Bass Hit», «Soft Shoe» und «Brown's Bag». Dass er unermüdlich auf den Bühnen stand, hat am Ende nur die zunehmend abnehmende Zahl der Jazzfans bemerkt. Zuletzt war Brown mit seiner Band im Mittelwesten unterwegs. Am Dienstag wollten ihn die Musiker zum Auftritt wecken. Aber Raymond Matthews Brown lag tot im Bett eines Hotels in Indianapolis, er wurde 75 Jahre alt. mpi