Exilforscher Walter Huder gestorben

Walter Huder ist tot. Der «Nestor der Berliner Exilforschung» und langjährige Archivdirektor der Akademie der Künste starb nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren. Huder gehörte zu den umtriebigsten und engagiertesten Persönlichkeiten des Westberliner Kulturlebens, der es immer wieder schaffte, Grenzen zu überwinden. Seine eigene Biografie half ihm dabei: Geboren im böhmischen Mladé Buky, wo der Verstorbene jetzt auch beigesetzt werden soll, entstammte Huder einer Familie, der Österreicher, Tschechen und Juden angehörten. Nach Flucht und Widerstand gegen die Nazi-Okkupation kam er 1949 nach Berlin. Hier erwarb er 1956 seinen Doktortitel und führte seitdem - mit großem persönlichen Einsatz und nachhaltiger Wirkung - zwei Berufe aus: als Professor für Theaterwissenschaft und als Archivar der Akademie der Künste.

Das Archiv am Hanseatenweg baute er, seit 1959 als Direktor, zu der neben dem Marbacher Literaturarchiv bedeutendsten Nachlass-Sammlung Deutschlands aus. Ganz besonders widmete sich Huder dem Erbe jener Künstler, die von den Nationalsozialisten vertrieben oder ermordet worden waren. Auf 106 Nachlässe mit 52 000 Bänden brachte es der Direktor - kraft seiner Sammelleidenschaft und seines Einfühlungsvermögens im Umgang mit den Hinterbliebenen. Huder propagierte dabei das aktive Archiv, das nicht zuletzt dank zahlreicher Ausstellungen und Publikationen zum Zentrum der Exilforschung wurde.

Die Akademie, deren Arbeit sich heute noch auf Huders Lebenswerk stützt, schickte den Direktor zum 65. Geburtstag in den unfreiwilligen Ruhestand. Huder, der die letzten Jahren nach einem Unfall im Rollstuhl verbringen musste, hat diesen Affront nie überwunden. usi