Forsythe-Ballett soll eingespart werden

Die Finanzkrise der Stadt Frankfurt am Main erreicht das Ballett des international beachteten Choreografen William Forsythe. Politiker des regierenden Bündnisses aus CDU, SPD, Grünen und FDP erwägen nach Zeitungsberichten, den 2004 auslaufenden Vertrag mit Forsythe nicht zu verlängern und kulturpolitisch die Weichen für ein anderes Ballett zu stellen. Einflussreiche Kreise wollten den Bühnen-Etat reduzieren und seien zudem der «Ästhetik» des Ballett-Chefs überdrüssig. Als Alternative zum Forsythe-Ballett sei ein Gastspielbetrieb im Gespräch, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Auch die Frankfurter Rundschau berichtete, die SPD sei angesichts der Finanzkrise offenbar «entschlossen», den Weg zum Gastspielbetrieb zu beschreiten. Die Sozialdemokraten sprächen mit Blick auf Forsythe, dessen Qualität immer mehr nachlasse, von einem «Befreiungsschlag». Die CDU denke über einen Gastspielbetrieb nach, der auch von Forsythe organisiert werden könnte, aber in jedem Fall auch klassisches Ballett anbieten müsse. Die Grünen stehen unterdessen offenbar hinter Forsythe. «Wir wären verrückt, wenn wir Forsythe gehen lassen würden», sagte die kulturpolitische Sprecherin Ann Anders.

Der gerade wieder mit Preisen überhäufte Forsythe wusste nach eigenen Angaben nichts von den Plänen der Kulturpolitiker. Er wies darauf hin, dass sein Ballett den höchsten Kostendeckungsgrad aller Kultureinrichtungen der Stadt habe. Forsythe selbst will seinen Vertrag verlängern.

Der seit Monaten andauernde Spardruck bei den Städtischen Bühnen, zu denen neben Forsythes Ballett das bundesweit beachtete experimentelle TAT-Theater, die Oper und das Schauspiel gehören, hatte bereits mehrfach zu Rücktrittsdrohungen von Intendanten geführt. Zuletzt geriet das TAT unter Druck. ddp