Russland will sich um die Rückgabe eines Koffers mit Handschriften des Schriftstellers Bertolt Brecht an seine Erben bemühen. Das kündigte Kulturminister Michail Schwydkoj gestern überraschend nach einem Treffen mit Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) in Berlin an. Brechts Tochter Barbara hatte sich an die russische Regierung gewandt.
Brecht hatte den Koffer, der vermutlich Manuskripte oder Abschriften im Exil entstandener Stücke enthält, auf dem Weg in die USA im Juni 1941 bei einem Besuch in einem Moskauer Krankenhaus seiner Mitarbeiterin Margarete Steffin hinterlassen. «Wir wollen diesen Koffer wieder finden», sagte Schwydkoj.
Anlass des Treffens war die Rückgabe von sieben Gemälden aus Russland, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland befunden hatten und die kürzlich in einem Magazin des Deutschen Historischen Museums entdeckt worden waren. «Die Übergabe erfolgt unter ausdrücklichem Bezug auf die in bilateralen Verträgen bekräftigten völkerrechtlichen Verpflichtungen zur Rückführung kriegsbedingt verbrachter Kulturgüter», heißt es dazu in einer Erklärung Nida-Rümelins. Beide Seiten sprachen von «erheblichen Fortschritten» und einer «neuen Etappe» in der Frage der so genannten Beutekunst.
Schwydkoj bot den deutschen Medien an, Einblick in das russische Verzeichnis sämtlicher kriegsbedingt verbrachter Kulturgüter zu nehmen. Es handele sich um insgesamt etwa 250 000 Stücke, darunter seien aber auch Münz- und Briefmarkensammlungen. dpa