Techno-Weltstar Moby, dessen letzte CD «Play» in 26 Ländern Platin erhielt, schafft auf seiner neuen CD «18» , die morgen beim Berliner Label «Mute» veröffentlicht wird, mit Stars wie Angie Stone, Sinead O' Connor, MC Lite und Azure Ray eine hitverdächtige Mischung aus Dance, Gospel und House. Stefan Meyer sprach mit dem Künstler, der sein Pseudonym einem ebenfalls prominenten Vorfahren verdankt: Richard Melville, dem Autor von «Moby Dick».
Moby, wie ist Ihre Beziehung zu Berlin?
Moby: Ohne Berlin und Clubs wie Tresor, WMF, Walfisch und E-Werk und die Love Parade hätte die House- und Techno-Szene weltweit keinen so schnellen Durchbruch gehabt. Neben Chicago und Detroit haben wir Techno-Künstler Eurer Stadt einiges zu verdanken. Berlin war, ist und bleibt eine wichtige und coole Keimzelle für Techno.
Ihre neue CD ist auch eine Huldigung an New York, Ihre Heimatstadt. Wie hat der 11. September Ihre Arbeit beeinflusst?
Obwohl die 18 Songs vor dem 11. September entstanden sind, habe ich bei der Fertigstellung gemerkt, wie nötig es ist, den Menschen Trost durch Sounds zu geben. Das erste Mal hat die Stadt die Menschen gebraucht, nicht umgekehrt, wie es bisher gewesen war.
«18» klingt im Gegensatz zu früheren Projekten wie «Voodoochild» fast zurückgenommen. Was ist der Unterschied zum frühen Moby?
Als ich ein «angry young man» war, habe ich fast alles als Klassenkampf gesehen. Eine meiner Lieblingsbands war Joy Division, die dieses Lebensgefühl auf perfekte Weise verkörperten. Provokation war alles. Das hat sich bei mir grundlegend gewandelt. Natürlich stehe ich nach wie vor hinter Organisationen wie Amnesty International, Terre des hommes oder Peta. Heute glaube ich aber, dass man wirkungsvoller überzeugen kann, wenn man weniger aggressiv vorgeht.
Fast alle Songs Ihrer letzten CDs fanden sich irgendwann als Untermalung für Werbeclips wieder.
Das resultiert aus einer Zeit, wo ich nicht so bekannt war. Ich sagte mir, Hauptsache die Menschen hören meine Klänge. Aber in Clips für Nikotin oder Alkohol waren und werden sie nie zu hören sein.
Ist die Welt für Sie durch Ihren Erfolg anders, besser geworden?
Offenheit gegenüber verschiedenen Lebensentwürfen ist das Entscheidende. Ich war radikal-marxistischer Punkrocker, dann vegetarisch-atheistischer Dance-Philosoph und mehr. Ich habe mich oft getäuscht und gewandelt. Die Welt ist inzwischen zu kompliziert für generelle Lebens-Statements.
In Ihrem neuen Clip «We Are All Made Of Stars» agieren Sie als Weltraumfahrer.
Das war einer meiner Kindheitsträume. Und eine Huldigung an David Bowies «Major Tom» steckt auch drin. Aber ich möchte mit dem Clip auch ein wenig gegen die Klischees in der Kultur protestieren. Independent-Rocker blicken esoterisch-verstört, Technomusiker konzentriert cool, Hardrocker wild, alle in ihrem Style-Ghetto. Ich sage: Seid doch nur mal ein bisschen flexibler. Wenn man diese Toleranz auf Politik und Religion übertragen könnte, hätte die Welt eine Chance.