Was kann ich gegen Schimmel auf der Tapete tun?

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Diesen Hilferuf sandten einige Morgenpost-Leser an den Berliner Altbauexperten Ulrich Zink: "Wie bekomme ich Schimmel wieder weg?

Diesen Hilferuf sandten einige Morgenpost-Leser an den Berliner Altbauexperten Ulrich Zink: "Wie bekomme ich Schimmel wieder weg?" Doch eine schnelle Lösung hatte der Vorsitzende des "Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung" für keinen dieser Anrufer beim 76. Immobilien-Telefon parat, denn oft ist der meiste Schimmelbefall noch gar nicht sichtbar:

Schimmel auf der Tapete - was soll ich dagegen tun?

Sie erwarten jetzt sicher eine Handlungsanweisung zur Problembehebung, doch ich sage: Den Schimmel untersuchen.

Denn einfache Anweisungen wie "Schimmel abwischen" oder "Tapete austauschen" führen sicher nicht zum erwünschten Ergebnis. In der Regel ist die Tapete nur ein kleiner Ausdruck des Schimmels, der vielleicht viel tiefer steckt. Manchmal wird man den Putz darunter austauschen müssen, manchmal auch sich näher mit einem Befall in der Wand befassen müssen.

Glück haben Sie, wenn es sich nur um oberflächlichen Sporenbefall handelt - wenn vielleicht in einem ausnahmsweise feuchten Raum vorübergehend ein Möbelstück vor einer Wand stand. Wenn aber durch lange Einwirkung von Wasserdampf sich der Schimmel schon tiefer angesiedelt hat und weiter in den Untergrund frisst, haben Sie mehr Probleme.

Kann ich aus der Farbe eines oberflächlichen schmierigen Wandbelags auf den Befall durch Schimmel- oder auch andere Pilze schließen?

Weniger aus der Farbe als aus der Oberflächenstruktur. Es gibt Schimmelpilze, die schwarz aussehen, andere aber auch in anderer Farbe - gefährlich sind sie letztlich alle, weil sie die Gesundheit gefährden. Ganz besonderer Alarm für die Gebäudesubstanz wäre beim Echten Hausschwamm gegeben - der ist sogar anzeigenpflichtig.

Wichtiger ist für mich die Art des "Fruchtkörpers". Aber das ist kein Fall für eine telefonische Fernberatung. In der Regel werden Proben von der Wandoberfläche entnommen und im Labor untersucht. Dort erfahren Sie dann ganz schnell, um was für einen Pilz es sich handelt und wie gefährlich der für Sie und für Ihr Haus ist.

Wichtig ist auch immer, dass man den Schimmelbefall untersucht und dann das Richtige unternimmt. Ich kenne einen Fall, da wurde der Schimmel samt Putz in einem Badezimmer entfernt und dann das Bad neu und komplett gefliest. Doch ein Jahr später war der Schimmelpilz auf der anderen Seite der Badezimmerwand herausgewachsen - ins Treppenhaus des Mietshauses, weil er sich zur inneren Wandseite hin ja nicht mehr ausbreiten konnte. Wer Schimmelpilze entfernt und an der Stelle einfach nur eine (giftige) Farbe drüber streicht, wird seine Probleme bald wieder sehen.

Was kostet die Laborprüfung?

Rechnen Sie mal mit 50 bis 120 Euro - "Peanuts" gegenüber den Schäden, die Sie sich und Ihrem Haus ersparen können.

Wie kommen solche Pilze überhaupt in mein Haus?

Oft durch die Luft. Aber sie können auch als befallenes Bauteil eingebaut worden sein. Wenn mir etwa jemand erzählt, er habe einen alten versotteten Schornstein abgebrochen und die Steine recyclet, bin ich skeptisch. Dieses Material würde ich erst genau untersuchen, ehe ich es weiterverwende. Es kann ein einziger Stein reichen, um Hausschwamm auszulösen.

Oder ein Stück Holz: Da wundert man sich, dass ein neues Möbelstück aus altem Holz nach Jahren plötzlich zusammenbricht - vielleicht steckte eine Larve im Holz, die unter den angenehmeren Umgebungsbedingungen in Ihrer Wohnung weitergearbeitet hat.

Kann ich generell vorsorgen? Mir ein Messgerät besorgen und die Feuchtigkeit einer Wand messen?

Überlassen Sie den korrekten Einsatz solcher Geräte lieber den Experten. Wie Sie Ihr Heiz- und Lüftungsverhalten am einfachsten überprüfen können: Kaufen Sie nicht ein einfaches Thermometer für die Zimmertemperatur, sondern eins, das mit einem Feuchtigkeitsmesser kombiniert ist. Dann bekommen Sie ein Gefühl für Luftfeuchtigkeit - denn der Mensch hat kein natürliches Gespür für eine ausgewogene Luftfeuchtigkeit. Besonders wenn ein Mensch einen Raum nicht verlässt, registriert er gar nicht, wie sich um ihn herum die Luft verschlechtert - das merken Sie erst, wenn Sie nach drei Stunden in der Kartenspielrunde zur Toilette gehen und dann in ein stickiges und verschwitztes Zimmer zurückkehren. Wenn Sie aus einem verräucherten Lokal nach Hause kommen, werden Sie auch als Nichtraucher erst nach einiger Zeit merken, wie viel Zigarettenrauch in Ihrer Kleidung hängt.

Bei einer normalen Raumtemperatur von 19 bis 22 Grad übrigens ist eine Luftfeuchtigkeit von 70 bis 90 Prozent schon fast ein Krisenbereich. Rund 60 Prozent Luftfeuchtigkeit wären ein guter Wert.

Fortsetzung folgt

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