Feine Adresse für Familien

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«Zehlendorf ist eine feine Adresse.» So kurz auf den Punkt bringt Erika Eckmüller, Chefin des gleichnamigen Immobilien-Unternehmens, die Beschreibung ihres Kiezes. Die Marktexpertin äußert sich im heutigen 25-Jahre-Preis-Check zum Zehlendorfer Kerngebiet, das «alles hat, was sich Familien wünschen, von der internationalen Schule über die Shopping-Meile bis zu viel Wasser und Wald».

1977 und 2002 haben wir Morgenpost-Immobilienanzeigen studiert. Zehlendorf hat Eigentums- und Mietwohnungen und viele Häuser. Wer im noblen Süden ein Reihen-, Doppel- oder Einzelhaus kaufen will, muss mehr investieren als anderswo. Umgerechnet auf unser 100-Quadratmeter-Standard-Häuschen wurden 1977 etwa 102 900 Euro verlangt. Bis 2002 veränderten sich die Preisforderungen der Verkäufer erheblich: Nun werden 268 700 Euro verlangt - ein Plus von 161 Prozent.

Dieser Wert gehört zu West-Berlins Spitzengruppe. Maklerin Eckmüller: «Nach der Wende haben die Zehlendorfer Immobilienpreise bis 1998 eher eine Stagnation erlebt, schließlich gab es den Run auf Ost-Berlin und dort staatliche Subventionen. Aber seit dem Wegfall dieser Zuschüsse hat sich bei uns die Nachfrage wieder verstärkt - Zehlendorfs Preise sind leicht nach oben gegangen.»

Das Zehlendorfer Eigentum auf der Etage stand in den Immobilienanzeigen der Morgenpost 1977 bei durchschnittlich 1036 Euro/qm. 25 Jahre später haben die Verkäufer höhere Preisideen: 2198 Euro/qm werden verlangt - 112 Prozent mehr als 1977. Im Gegensatz zu den Häusern liegt Zehlendorf bei Eigentumswohnungen damit nur auf einem Mittelplatz. «Unsere Kunden suchen vor allem alte Villen - da sind Nachfragen nach Wohneigentum eher selten», sagt die Maklerin. Das ETW-Angebot in Zehlendorf sei nicht allzu groß, abgesehen von den früheren Wohnungen der US-Armeeangehörigen.

Auf einer ähnlichen Mittelfeld-Position wie Etageneigentum liegen auch die Mietwohnungen. Hier wurden 1977 bei Neuvermietungen 4,32 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter gefordert, während es 2002 schon 8,86 Euro sind. Diese plus 105 Prozent erklärt Erika Eckmüller so ähnlich wie schon das Thema Eigentumswohnungen: Mit Anfragen nach Mietwohnungen würden Zehlendorfer Makler eher selten befasst. Den Bestand («klein, aber sehr hochwertig») kalkuliert sie mit Mietpreisen «ab 9,50 Euro kalt».

Kein ständiger Leser der Check-Serie wundert sich über den Preissieger: die Grundstücke, wieder ermittelt aus dem Bodenrichtwert-Atlas. 1977 wurden je Quadratmeter Bauland im Schnitt 120 Euro gezahlt, 25 Jahre später 458 Euro - ein Preisplus von 282 Prozent. «Grundstücke in solcher Lage wachsen nun mal nicht nach - aber die Nachfrage wächst», zuckt die Maklerin mit den Achseln: «Die Lage Zehlendorf zahlt sich aus, langfristig auf jeden Fall. Denn Investoren und Käufer achten immer mehr auf ein gesundes Umfeld. Und auf ein soziales stabiles.»

Damit sind wir mitten in der Zukunftserwartung. «Familien mit hohen Ansprüchen, für die ist und bleibt Zehlendorf ein beliebter Standort.» Auch die Nachfrage für Diplomatenresidenzen spreche für gehobene Klientel.

Und Geheimtipps? Wo würde die Maklerin selbst investieren? «Die Seehofstraße wäre so ein Tipp - liegt ruhig, mitten im Villengebiet, und ist trotzdem nur ein paar hundert Meter vom Marktplatz entfernt.» Weiter nennt sie die Onkel-Tom-Straße, «interessant durch die kleinen denkmalgeschützten Siedlungshäuser». Ferner Pasewaldt-, Schweitzer-, Riemeister- und Hohenzollernstraße, wobei letztere aus diesem Quartett noch herausrage, «weil hier die Quadratmeterpreise noch unter 500 Euro liegen und die Hohenzollernstraße trotzdem voller wunderschöner alter Villen ist». tr