Kommt der Wirtschaftsaufschwung, oder kommt er nicht? Mit dieser Frage befassen sich nicht nur die Volkswirte in Banken und Industriebetrieben, sondern auch Baufinanzexperten. Denn zumindest indirekt beeinflusst die konjunkturelle Entwicklung auch die Zinsen für Baudarlehen.
Weil bei einem Aufschwung die Kauflust steigt und damit auch die Bereitschaft, private Investitionen mit Krediten zu finanzieren, gehen solche Phasen deshalb meist mit leicht steigenden Darlehenszinsen einher - auch im Baugeld-Bereich.
Dazu kommt: Wenn die Inflation zu hoch wird, versucht die Europäische Zentralbank (EZB), mit einer Leitzinserhöhung die Kreditnachfrage und damit den Konsum der Verbraucher zu dämpfen. Analysten gehen davon aus, dass dies bald - im September? - der Fall sein dürfte. «Die Aussichten für die Preisstabilität haben sich verschlechtert», sagt EZB-Chef Wim Duisenberg.
Die meisten Geldinstitute rechnen nicht nur bei den kurzfristigen Leitzinsen, sondern auch bei langfristig festgeschriebenen Baufinanzierungen mit einem leichten Aufwärtstrend. So geht die WestLB davon aus, dass innerhalb der nächsten sechs Monate die Zinsen für zehnjährige Darlehen um rund 0,4 Prozentpunkte ansteigen. Moderater die HypoVereinsbank: 0,15 Prozentpunkte im nächsten halben Jahr. Trotz tendenziell steigender Zinsen könnte es zwischendurch kurzfristige Erholungsphasen geben. «Immobilienkäufer sollten am Zinsmarkt Ausschläge nach unten nutzen», empfiehlt Stephan Trost von BauFi direkt (München).
Einig sind sich die meisten Experten darüber, dass der Zinsanstieg auf niedrigem Niveau verlaufen dürfte. Hochzinsphasen wie zu Beginn der 90er Jahre, als zehnjährige Finanzierungen deutlich mehr als acht Prozent Jahreszins kosteten, seien in absehbarer Zeit nicht zu befürchten. Im Schnitt meinen die Zinsanalysten, dass sich auf Jahressicht der Langfristzins etwa 0,25 Prozent über dem heutigen Stand bewegen wird. Th.H.