Die meisten Berliner wohnen im Mehrfamilienhaus: 1 688 019 Haushalte in solchen Häusern kannte das Statistische Landesamt im Jahre 2000. Im Ein- oder Zweifamilienhaus wohnten damals nur 174 749 Familien. Die Landesbausparkassen (Berlin) aber sehen derzeit einen Trend hin zum Eigenheim, auch in Großstadtregionen.
Lange hätten die großen Städte darauf gesetzt, durch den Bau neuer Mehrfamilienhäuser ihr Wohnangebot zu verbessern. Diese Zeiten scheinen vorüber zu sein, meint die LBS-«Research-Abteilung». Stattdessen wächst in den meisten Ballungsräumen Deutschlands derzeit die Zahl neuer Eigenheime, heißt es unter Berufung auf Baugenehmigungszahlen des Statistischen Bundesamts (Wiesbaden).
Demnach wurden in den insgesamt zehn westdeutschen Ballungsräumen im Jahr 2001 gut zehn Prozent mehr Baugenehmigungen für Häuser als für Wohnungen erteilt: 48 000 Eigenheimen standen 44 000 Mehrfamilienhaus-Wohnungen gegenüber. Dies gelte besonders für Berlin-West, Bremen, Hamburg, Hannover, Nürnberg, für Rhein-Ruhr und Rhein-Neckar.
Ausnahmen bildeten laut LBS nur München, Stuttgart und das Rhein-Main-Gebiet, wo 2001 mehr Wohnungen als Häuser genehmigt wurden. Bis zum Ende der 90er Jahre habe hingegen der Wohnungsbau in allen Ballungszentren mit Abstand vorne gelegen. Teilweise seien damals mehr als doppelt so viele Etagenwohnungen wie Eigenheime entstanden.
Mit Hilfe einer «Bautätigkeitsstatistik» beantwortet die LBS auch die Frage, wo in Ballungsräumen die größte Wohnungsbau-Dynamik herrscht. Die Bundesstatistiker unterscheiden dabei zwischen den unmittelbaren Kernstädten und deren Randbereichen, die gemeinsam den Ballungsraum bilden. Überraschend sei, dass die Vorliebe für das Eigenheim gerade in Kernstädten besonders deutlich ausfällt. Während der Geschosswohnungsbau hier seit 1995 um 60 Prozent einbrach (von 55 000 auf 22 500 Wohnungen), kletterten die Genehmigungszahlen für Ein- und Zweifamilienhäuser um 54 Prozent von 8500 auf gut 13 000 Einheiten.
In den Randbereichen der Kernstädte ergibt sich dieses Bild: Sind 1995 hier noch 63 000 Geschosswohnungen entstanden, waren es 2001 nur 21 000 - minus 67 Prozent. Der Eigenheimbau konnte sich dort gut behaupten. 35 000 Objekte im Jahr 2001 bedeuten gegenüber 1995 ein Plus von drei Prozent. Im Trend also ähnlich, allerdings «weiter draußen» nicht so ausgeprägt wie in den Kernstädten.
Übrigens geht im Gegensatz zu den Ballungsgebieten «in der Fläche» die Zahl der neuen Ein- und Zweifamilienhäuser zurück. Die rund 92 000 im vergangenen Jahr genehmigten Objekte bedeuten im Vergleich zu 1995 ein Minus von zwölf Prozent. Nach Angaben der LBS-Research belegen diese Zahlen, dass der Eigenheimbau gerade nach Einführung der neuen Eigenheimzulage keineswegs den ländlichen Raum begünstigt hat. Vielmehr habe es gerade in den Brennpunkten der Wohnungsnachfrage die größten Wachstumsimpulse für Eigentumsmaßnahmen gegeben.
Trotz des Siegeszugs der Eigenheime gibt es einen Wermutstropfen: Mit den 48 000 im vergangenen Jahr genehmigten Objekten liegt die Zahl der neuen Ein- und Zweifamilienhäuser in westdeutschen Ballungsräumen doch 15 Prozent unter dem Niveau des Baujahrgangs 2000, wobei Ballungskerne und deren Randbereiche vom Rückgang gleichermaßen betroffen waren. Dies zeigt, so die LBS-Experten, dass sich der Eigenheimsektor auch in den großen Wirtschaftszentren nicht dauerhaft gegen die allgemeine Wohnungsbauflaute stemmen kann.
Problematisch daran: Da die Nachfrage nach qualitativ gutem Wohnraum innerhalb der Stadtgrenzen unverändert hoch ist und es nicht gelingt, ein entsprechendes Angebot an innerstädtischen und stadtnahen Baugrundstücken bereit zu stellen, wird dies die Eigenheimpreise in Ballungsräumen hochtreiben, sagen die LBS-Experten voraus. tr/gms