Baumeister für Berlin: Carl Cramer baut zukunftsweisend in Steinstücken

Seiner Zeit voraus war der Architekt dieser Villa, die 1921/22 am Rande Berlins gebaut wurde, in der Teltower Straße in Steinstücken bei Kohlhasenbrück. Noch vor dem Expressionismus und vor der Neuen Sachlichkeit wurde sie errichtet und hatte doch schon viel von diesen Stilen. Die Frühe Moderne, so wissen die Experten im Landesdenkmalamt, wandte sich ab vom Jugendstil und vom «Historizismus» und suchte ein eigenes geistiges Vorbild. Dazu bietet dieses Haus ein «hochwertiges Beispiel von räumlich-künstlerischer Eigenart»: Streng sei die Massengliederung, symmetrisch die Fassadenkomposition, und stets würden knappe, scharfe Umrisse betont. Typisch sei die Vermeidung jeglicher dekorativer Details. Besonders künstlerisch überzeugend sei der Gegensatz von durchbrochener Wandfläche im Obergeschoss zu der sonst weitgehend geschlossenen Front im unteren Stockwerk. Auch die Farbwahl zeige schon in Richtung Expressionismus, und interessant wirke auch das Wechselspiel zwischen den sechs kleinen Fenstern neben der klinkereingefassten Haustür, dem kreuzförmigen Türfenster und den zwei Laternenmasten. Der Baumeister? Heißt Carl Cramer und soll in Berlins Architektur der 1920er bis 40er Jahre eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Doch außer seiner Nennung bei einer Schöneberger Siedlung ist über Cramer heute kaum etwas erhalten.