Einsturzgefährdet: Hauskauf per Lebensversicherung

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Hält die Finanzkrise der Lebensversicherer weiter an, dürften die Folgen für viele Immobilienkäufer hart werden. Vor allem für jene, die ihre Wohnung über eine Lebensversicherung finanziert haben.

Dieses Modell wurde lange vor allem für vermietete Immobilien als interessant beschrieben, doch auch manche selbstnutzenden Haus- oder Wohnungskäufer haben sich diesem Modell verpflichtet. Sie müssen damit rechnen, dass sie bei Laufzeitende weniger aus ihrer Kapitallebensversicherung herausbekommen als erhofft. Sollten die Assekuranzen auf Dauer deutlich weniger ausschütten, wird das Geld bei vielen nicht reichen, den Kredit wie geplant auf einen Schlag zu tilgen.

"Da können gewaltige Zeitbomben schlummern", befürchtet Peter Grieble, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Er glaubt, dass 2003 "etliche Versicherer an den Rand der Pleite" kommen. Nach Ansicht vieler Experten verspricht die Branche den Versicherten immer noch zu hohe Renditen. Und das, obwohl auch 2002 viele Assekuranzen die Überschussbeteiligung senkten.

Im Schnitt liegt die Rendite derzeit bei fünf Prozent. Randnotiz: Es handelt sich um die Rendite des Sparanteils - jenen Teil des Versicherungsbetrags, von dem zuvor Verwaltungskosten des Versicherers und die Absicherung des Todesfallrisikos abgezogen werden. Bis zu sieben Prozent und mehr wurden noch 1999 und 2000 bei Neuabschlüssen vorgerechnet. Ein paar Prozent Differenz klingen nicht dramatisch - können es aber sein, wie der Bundesverband der Verbraucherzentralen errechnete: Gibt es auf 30 Jahre Laufzeit 5,5 statt 6,8 Prozent Rendite, kann die Ablaufleistung um bis zu ein Drittel schrumpfen.

Sollten die Renditen weiter sinken und womöglich nur noch den Garantiezins (3,25 Prozent) einbringen, könnten viele Finanzierungen wanken. "Wer sich beim Kauf auf die schönen Prognosen der Versicherer verlassen hat, kann am Ende auf einem Berg Restschulden sitzen", warnt Grieble.

Einen eleganten Ausweg aus der Misere gibt es nicht. Was nach Ansicht Griebles bleibt: Man kann nur hoffen, dass die Märkte bald nach oben gehen, und Notgroschen zurücklegen.

Um ihr Häuschen zu retten, sollten Betroffene auf keinen Fall panikartig ihren Vertrag kündigen. In den allermeisten Fällen bringe das nur hohe Verluste, betont Grieble. Außerdem bleiben bisher erzielte Überschüsse ja erhalten. "Wer noch fünf, acht oder zehn Jahre Laufzeit vor sich hat, braucht aber gerade diese Jahre, um auf eine vernünftige Rendite zu kommen", gibt der Verbraucherschützer zu bedenken.

Nur im Einzelfall, vor allem in den ersten Jahren der Laufzeit, kann es lohnen, die Police zu kündigen. Wer den Ausstieg erwägt, sollte sich von seiner Assekuranz die aktuelle Überschussprognose sowie den Rückkaufwert vorrechnen lassen.

Die deutschen Verbraucherzentralen helfen bei der Entscheidung, den Vertrag weiterlaufen zu lassen oder nicht. Wenig empfehlenswert sei es jedenfalls, eine Verkürzung der Laufzeit anzustreben, meint Grieble. So komme man zwar ohne Stornogebühr früher aus dem Vertrag heraus, müsse allerdings mit einer niedrigeren Durchschnittsrendite rechnen. Auch eine Stilllegung der Police sei wenig ratsam.

Wer bei Vertragsabschluss vom Versicherungsvertreter nicht auf die Risiken des Finanzierungsmodells hingewiesen wurde und dies auch nachweisen kann, kann wegen "Falschberatung" in die Offensive gehen. Der Versicherer nämlich haftet für die Fehler seiner Vermittler. "Diesen Weg gehen falsch Beratene viel zu selten", meint der Verbraucherschützer.