Jeder "Vorfall" für sich ist eigentlich nicht der Rede wert. Wiederholt er sich aber oder kommen einige solcher Nachlässigkeiten zusammen, kann es nerven. "In allen sozialen Gemeinschaften gibt es Regeln", sagt Diplom-Psychologin Angela Wagner. "Krach gibt es immer dann, wenn einer sich nicht daran hält." In Liebesbeziehungen empfinde der Partner einen Regelverstoß als "große Kränkung", da er ihn als "Angriff auf seine Person" wahrnimmt, erläutert Wagner. Dabei habe der "Täter" gar keine böse Absicht gehabt. Vielleicht habe er es nur vergessen, den Müll runterzubringen.
Alfred Fuhr vom Berufsverband der Deutschen Soziologen (BDS) macht gesellschaftliche Entwicklungen dafür aus, dass Lappalien zu Beziehungskrisen eskalieren: "Wir haben nicht mehr die Bereitschaft, uns intensiv miteinander zu beschäftigen." Wenn aus nichtigem Anlass Streit eskaliert, sei das aber auch ein Barometer für den Zustand der Beziehung. Kommt es zum Knall, sei die ständig offene Zahnpastatube vielleicht der Anlass für den Streit, ganz sicher aber nicht der wahre Grund für das Scheitern der Beziehung. Beide Partner sollten überlegen, ob der andere einem so viel wert ist, dass man bereit ist, an sich zu arbeiten.
Angela Wagner empfiehlt, Macken des Partners mit Liebe und Humor zu nehmen. "Man muss sich klarmachen, dass die Macken mit dem Partner zu tun haben - nicht mit einem selbst. Man muss lernen, jemanden so zu nehmen, wie er ist." Paartherapeut Rudolf Stroß rät dazu, mehr auf die positiven Dinge zu achten: "Es ist wichtig, dass nicht die Schwächen des Partners im Mittelpunkt stehen", betont Stroß. Im Idealfall bewegen sich beide Partner aufeinander zu: Der auf Nachlässigkeiten empfindlich Reagierende versucht, die Macken des anderen gelassener zu nehmen. Der Nachlässige wiederum überdenkt seine Marotten und versucht, sich zu bessern.