Große Pädagogen, Teil 3

Friedrich Fröbel: Der Mann, der den Kindern das Paradies zurückgeben wollte

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Kirsten Schiekiera

Kindergarten, Bauklötze, Spiellieder - Fröbels Werk prägt bis heute die Kindheit der Deutschen

Kugel, Würfel und Zylinder - die klassischen "Fröbel-Gaben" kennt in unseren Breitengraden jedes Kleinkind. Doch nur wenige Eingeweihte wissen, dass die Formen der Bauklötze, die in kaum einem Kinderzimmerregal fehlen, eine Erfindung Friedrich Fröbels (1782-1852) sind. Auch der Text des Spiellieds "Häschen in der Grube", zu dem schon Generationen von Vorschulkindern mit den Händen am Kopf im Kreis gehüpft sind, geht auf den großen deutschen Pädagogen zurück, der als Erfinder von Betreuungseinrichtungen für Kinder im Vorschulalter gilt.

Der Begriff Kindergarten ist Fröbels Schöpfung und war für ihn zugleich Programm. "Garten = Paradies, also Kindergarten = das den Kindern wieder zurückzugebende Paradies"- so hat er es einmal formuliert. Der Wunsch, einen paradiesischen Ort für Kinder zu schaffen, kommt vermutlich aus seiner eigenen unglücklichen Kindheit. Friedrich Fröbel wurde als sechstes Kind einer Pfarrersfamilie im Thüringer Wald geboren, seine Mutter starb, als er neun Monate alt war. Der Vater heiratete wenig später eine sehr viel jüngere Frau, die kühl und distanziert zu ihren Stiefkindern blieb. Vermutlich hat Friedrich Fröbel als jüngstes der Kinder aus erster Ehe besonders unter den Verhältnissen gelitten. Freude machten ihm alleine das Spiel in der Natur und die Betrachtung von Pflanzen. Das wurde ihm als Eigenbrötlertum und Bösartigkeit ausgelegt. Im Alter von zehn Jahren zog er dann zu seinem Onkel, ebenfalls Pfarrer, und blühte in der neuen Umgebung auf. Aus Liebe zur Natur begann er nach der Schule zunächst eine Försterlehre und betrieb mathematisch-naturwissenschaftliche Studien in Jena.

Nach seinen Lehr- und Wanderjahren zog Fröbel 1805 nach Frankfurt am Main um Architekt zu werden. Die Beschäftigung mit den Lehren des Pädagogen Pestalozzi führte jedoch dazu, dass er Lehrer wurde und damit seine Berufung fand.

"... Es war mir, als wäre ich schon längst Lehrer gewesen und eigentlich zu diesem Geschäfte geboren", schrieb er später. Anschließend machte sich Friedrich Fröbel zu Fuß in die Schweiz nach Yverdon auf, wo sich Pestalozzis berühmte Lehranstalt befand. Er blieb zwei Jahre und verließ 1810 das Institut, enttäuscht über die zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen den Lehrern und den mangelnden Zusammenhalt der Belegschaft.

Bewegte Jahre folgten: Fröbel studierte erneut in Göttingen, er wurde Lehrer an der berühmten Plamannschen Schule in Berlin, einem Knabeninternat in der Stresemannstraße. Im Jahr 1826 erschien sein Hauptwerk "Die Menschenerziehung." Später gründete er in der Schweiz eine Erziehungsanstalt und ein Waisenhaus. Im Mittelpunkt der Interessen und Veröffentlichungen des Pädagogen, dessen zwei Ehen kinderlos blieben, stand die besondere Bedeutung der frühen Kindheit für die Entwicklung des Menschen.

Im Jahr 1840 gründete Fröbel im thüringischen Blankenburg den "Allgemeinen Deutschen Kindergarten". Es war die Krönung seines Lebenswerks und weltweit die erste öffentliche Einrichtung dieser Art. In den darauf folgenden Jahren widmete sich Fröbel der Weiterentwicklung seiner Ideen und der Ausbildung von Kindergärtnerinnen. Der Vordenker wurde angefeindet. Als "atheistisch und demagogisch" galten dem preußischen Kultusministerium die Kindergärten, die 1851 schließen mussten, was ihm einen herben Schlag versetzte. Erst 1860, acht Jahre nach seinem Tod, konnten sie ihren Betrieb wieder aufnehmen.

Der Siegeszug von Fröbels Werk war durch nichts aufzuhalten. Gut 15 Jahre nach Gründung seines Instituts entstanden die ersten Kindergärten nach seinen Ideen in den USA. Heute gibt es in fast jedem Land der Welt Einrichtungen, in denen Kinder im Vorschulalter betreut werden. Fröbels größter Verdienst war aber vermutlich, dass er die Bedeutung des frühkindlichen Spiels für die Entwicklung des Menschen erkannt hat. Spielen war für ihn die Vorbereitung auf die Realität. Er erkannte etwa, dass Kinder beim Versteckspiel das zeitweilige Getrenntsein von den Spielkameraden lernen und erleben. In ihren Verstecken fühlen sie sich einsam, die anschließende Rückkehr in die Gemeinschaft erleben sie als Freude und Erleichterung. Lebensnah und fröhlich sollten die Spieleinheiten sein. In Anlehnung daran hat sich im Niederländischen für freies und kreatives Spielen sogar das Verb "froebelen" durchgesetzt.

Fröbels Einfluss reicht bis in die heutige Zeit. Eine Förderschule in Zehlendorf trägt seinen Namen, genau wie das Pestalozzi-Fröbel-Haus in Schöneberg. An der bekannten Fachschule für Sozialpädagogik werden seit Jahrzehnten Berliner Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet.