14 Unternehmen aus Treptow-Köpenick wollen die Industrie- und Handelskammer Berlin verlassen. In einem Schreiben an Hauptgeschäftsführer Jan Eder haben sie ihren Austritt aus der Kammer erklärt.
Als Grund für den beabsichtigten Austritt geben die Firmen die ablehnende Haltung der IHK zum Nachtflugverbot am Großflughafen BER an. Aufgabe der Kammer sei es, die Interessen aller ihrer Mitglieder zu vertreten. „Wir als Unternehmen der Region sehen in den öffentlichen Äußerungen der IHK zum Nachtflugverbot jedoch nicht nur eine Nicht-Vertretung, sondern eine aktive Schädigung unserer Interessen“, heißt es in dem Brief. Die akuten und langfristigen Gefahren einer Verlärmung der Region seien wissenschaftlich nachgewiesen.
Die Firmenchefs der Unternehmen befürchten, dass sie keine qualifizierten Fachleute als Mitarbeiter bekommen, weil die Lebens- und Wohnqualität im Berliner Südosten nachlässt. Sie fordern die IHK auf, den Austritt zu bestätigen oder ihre Erklärung zum Nachtflugverbot zurückzuziehen. „Es geht für uns um existenzielle Fragen“, sagte Tobias Apelt, einer der Unterzeichner und Geschäftsführer des Seebads Friedrichshagen am Müggelsee. Das Bad sei ein Veranstaltungs- und Erholungsort. Sein Unternehmen sei davon abhängig, dass erholungssuchende und kulturinteressierte Besucher kommen könnten, ohne starkem Lärm ausgesetzt zu sein.
„Wenn sich die IHK so positioniert, müssen wir die Chance haben, dagegen vorgehen zu können“, sagte Tobias Apelt. Man werde versuchen, den Austritt durchzuboxen. Weitere Firmen aus Friedrichshagen hätten bereits angekündigt, dass sie sich der Erklärung anschließen wollten. De facto jedoch ist es Unternehmen nicht möglich, die IHK zu verlassen. „Es gibt eine Pflichtmitgliedschaft in Deutschland“, sagte IHK-Sprecher Leif Erichsen am Freitag. Das sei per Bundesgesetz so geregelt.
Die Position der IHK zum Nachtflugverbot, dass es keine weiteren Einschränkungen geben dürfe über den Planfeststellungsbeschluss hinaus, sei von der Mehrheit der Mitgliedsunternehmen verabschiedet worden, so IHK-Sprecher Erichsen. Die Kammer vertrete mit ihrer Position „das Gesamtinteresse der Berliner Wirtschaft“. Das sei der gesetzliche Auftrag der IHK. Man werde jedoch intern über das Schreiben aus Friedrichshagen beraten. „Wir haben demokratisch legitimierte Gremien“, sagte Erichsen weiter. Es gebe die gewählte Vollversammlung der Unternehmer. „Dort werden Positionen abgestimmt.“ Diese Positionen würden in Ausschüssen erarbeitet, in denen man sich ehrenamtlich einbringen könne. In Berlin sind derzeit rund 275.000 Unternehmen in der IHK. Die Austrittserklärung der Treptow-Köpenicker Unternehmen wird zur Montagsdemonstration gegen Fluglärm am 6. Mai, 19 Uhr, auf dem Marktplatz Friedrichshagen vorgestellt.