Verspätungen

Unpünktlichkeit: Neue Rekordwerte bei der S-Bahn

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Markus Falkner und Thomas Fülling

Die Pünktlichkeit der Berliner S-Bahn ist im Oktober auf den schlechtesten Wert des laufenden Jahres gesunken. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Monatsbilanz des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) hervor. Gemessen am aktuell geltenden Notfahrplan fuhren demnach im Oktober 93,9 Prozent der Züge pünktlich. Im Vormonat hatte der Wert noch bei 96,4 Prozent gelegen.

Im Durchschnitt des laufenden Jahres fuhren laut VBB 96 Prozent der S-Bahnen ohne Verspätung. Das entspricht gerade noch der Soll-Vorgabe der Länder Berlin und Brandenburg. Wird der Wert unterschritten, drohen der S-Bahn Abzüge von den Zuschüssen des Landes. Im Vorjahr hatte das Unternehmen die Vorgabe mit durchschnittlich 93,9 Prozent deutlich verfehlt. Als unpünktlich wird vom VBB ein Zug dann bewertet, wenn er die im Fahrplan angegebene Zeit um vier Minuten oder mehr überschreitet.

Die Hauptschuld an der negativen Entwicklung trägt laut dem Verkehrsverbund diesmal allerdings nicht das krisengeplagte Tochterunternehmen der Deutschen Bahn allein. Vor allem die Brandanschläge einer linksextremistischen Gruppierung auf mehrere Bahnstrecken in Berlin und Brandenburg hatten im Oktober Verspätungen verursacht. Hinzu kamen Probleme, die ein entgleister Bauzug nahe dem Bahnhof Schönholz verursachte. So war für mehrere Tage der Zugverkehr auf den wichtigen Nord-Süd-Strecken S 1 (Oranienburg-Wannsee) und S 25 (Hennigsdorf-Teltow Stadt) eingeschränkt.

Dadurch erhöhte sich auch die Ausfallquote gegenüber dem Vormonat. 8,2 Prozent der vom VBB bestellten Zugfahrten fielen im Oktober aus, im September waren es 6,8 Prozent der Fahrten. Insgesamt verbesserte sich das Angebot der S-Bahn im vergangenen Monat leicht. Wie berichtet, konnte der Betrieb auf der zuvor mehr als zwei Jahre eingestellten Linie S 45 (Flughafen Schönefeld-Südkreuz) wieder aufgenommen werden. Die Zahl der zu Tagesbeginn einsatzfähigen Fahrzeuge stieg im Oktober auf 449 Doppelwagen. Vor einem Jahr waren es 409 Viertelzüge.

Sicherheitsanlagen gestohlen

Die Brandanschläge und zahlreiche Baustellen sorgten im Oktober auch im Regionalverkehr der Deutschen Bahn und ihrer privaten Konkurrenten für Probleme. Zwar stieg der Pünktlichkeitswert leicht um einen halben Punkt auf 84,9 Prozent (September: 84,5 Prozent), allerdings liegt der Regionalverkehr damit immer noch deutlich unter den Werten des Vorjahres. Im Oktober 2010 waren noch 87,5 Prozent aller Regionalzüge pünktlich gefahren, im Jahresdurchschnitt 2010 sogar 88,1 Prozent. Diesen Wert erreichten die Eisenbahnunternehmen in der Region 2011 bislang in keinem Monat. Besonders ärgerlich für die Bahnkunden: Erneut war die wichtigste Verbindung der Region, der Regionalexpress RE 1 (Magdeburg-Berlin-Eisenhüttenstadt) besonders von Verspätungen betroffen. Ursache war unter anderem eine Verzögerung bei Gleisbauarbeiten im Bereich Wuhlheide. Am 10. Oktober führte zudem der Diebstahl von Teilen und ganzen Anlagen der Sicherheitstechnik zwischen Spandau und Nauen zu Verspätungen und Ausfällen im Nordwesten Berlins und dem Umland.

"Die Pünktlichkeitswerte sind alles andere als berauschend", erklärte Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband Igeb die aktuelle VBB-Bilanz. Die vielen Verspätungen seien nicht allein mit den Brandanschlägen zu begründen. "Einige Probleme, insbesondere in der Infrastruktur, sind auch hausgemacht", sagte Wieseke. Er kritisierte erneut die aus seiner Sicht oft unzureichende Information der Fahrgäste über Betriebsstörungen.