"Wir haben uns am Mittwochabend in einem Gespräch darauf geeinigt", sagte am Donnerstag der zuständige Unterbezirkschef und Fraktionsvorsitzende im Landtag, Ralf Holzschuher.
Ausgerechnet im Wahlkreis von SPD-Bundesfraktionschef Frank-Walter Steinmeier war die Debatte über die Kandidatur eines Stasi-belasteten Sozialdemokraten entbrannt. Vor etwa einem Jahr hatte Stieger sein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung zurückgeben müssen. Jetzt signalisierten die beiden größten SPD-Ortsvereine Nord und Neustadt, dass sie eine Kandidatur Stiegers unterstützen würden. Der Geschäftsführer des Unterbezirks, Guido Speer, bestätigte: "Dies wird derzeit diskutiert." Er fügte hinzu: "Selbstverständlich stellt man sich innerhalb der SPD die Frage, ob diese Kandidatur Schaden für die Partei bedeuten kann." Andererseits habe Stieger seine IM-Tätigkeit - wenn auch spät - zugegeben. "Das ist ein großer Spagat für uns."
Allein die Überlegung rief Empörung hervor. Der Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, kritisierte in einem Interview mit dem Stadtfernsehen: "Stieger wäre der erste Sozialdemokrat mit Stasi-Vergangenheit, den die SPD im Land Brandenburg für ein höheres politisches Amt nominieren würde." Bislang habe es solche Karrieren nur in der Linkspartei gegeben. Eine Entscheidung über den OB-Kandidaten soll bis Mitte März fallen. Viele würden am liebsten mit Holzschuher in den Wahlkampf gegen Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) ziehen. Doch der möchte lieber in Potsdam bleiben.