Bernau - Auf dem Gelände einer Recycling-Firma in Bernau (Barnim), nördlich von Berlin, ist in der Nacht zum Sonnabend ein Großfeuer ausgebrochen, das nach Einschätzung der Behörden noch mehrere Tage lang brennen wird. Die dunklen Rauchschwaden zogen gestern bis nach Berlin und sorgten für diesige Sicht und Gestank in der Hauptstadt. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz riet die Berliner Polizei deshalb, vor allem im Bezirk Pankow die Fenster und Türen geschlossen zu halten. Aktivitäten im Freien sollten auf ein Minimum beschränkt werden. Dies gelte insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen.
Was genau brannte in Bernau? Große Mengen Müll - überwiegend Baumischstoffe wie alte Matten, Plastikreste, Mülltüten und Dämmstoffe - sind gegen Mitternacht auf einem mit Erdwällen geschütztem Areal der Gesellschaft zur Abfallverwertung und Bodensanierung mbH (GEAB) im Schönfelder Weg in Flammen aufgegangen. Gegen 0.23 Uhr erreichte der erste Notruf die Rettungsleitstelle des Landkreises. Über 150 Feuerwehrleute aus benachbarten Kreisen und Berlin kamen sofort zum Einsatz. "Bis gestern 18.30 Uhr wurden 85 Feuerwehrleute nach Bernau in den Einsatz geschickt. Die nächste Ablösung ist für heute 5.30 Uhr vorgesehen", sagte Berlins Feuerwehrchef Albrecht Broemme.
Auf dem GEAB-Gelände schlagen den Brandbekämpfern meterhohe Flammen entgegen. "Es brennen Abfälle auf einer Fläche von mehreren hundert Quadratmetern", sagte Barnims Polizeisprecherin Sabine Schilling gestern dieser Zeitung. Insgesamt lagern 150 000 Kubikmeter Material auf dem GEAB-Gelände.
Die Bernauer Polizei sperrte noch in der Nacht das Gelände weiträumig ab und rief die Anwohner auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Besucher einer nahe gelegenen Diskothek wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Eine Evakuierung des Gebiets sei aber nicht erforderlich gewesen, so Schilling. "Wir haben den Qualm analysieren lassen und Dutzende verschiedene Stoffe gefunden. Doch die Konzentrationen lagen unter den gesetzlich zulässigen Werten", sagte Christian Trill, der Sprecher des Landkreises Barnim. Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) stellte der Stadt ein Schadstoffmobil zur Verfügung, um rund um die Uhr aktuelle Meßwerte liefern zu können. Der Qualm hielt die Menschen der Region stundenlang in Atem: Auf der Autobahn A 11 Berlin-Stettin (Szczecin) war wegen der Rauchwolke die Sicht zwischen Autobahndreieck Schwanebeck und der Abfahrt Bernau-Nord behindert.
Auch in Bernau selbst stank es zum Himmel. Obwohl offenbar keine akute Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung vorlag, wurde der "Bernauer Gesundheitstag" mit einem Tag der offenen Tür im Krankenhaus abgesagt. "Bis zum späten Sonnabend nachmittag wurden keine Patienten mit Beschwerden, die vom Brand herrühren, in das Evangelisch-Freikirchliche Krankenhaus der Stadt eingeliefert", so Trill.