Urteil

NPD soll Gut Johannesberg verlassen

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Jeanette Bederke

Die rechtsextreme NPD hat gestern vor dem Landgericht Frankfurt (O.) eine empfindliche Niederlage erlitten. Die 7. Zivilkammer verurteilte den Brandenburger Landesverband, das Gut Johannesberg in Rauen bei Fürstenwalde an die rechtmäßigen Besitzer herauszugeben.

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Das sind laut Gerichtsurteil die Rauener Zahnärztin Rosemarie Arenstedt und ihr in Köln lebender Schwager Johannes Stelten. Die beiden stehen als Eigentümer des malerisch inmitten von Obstplantagen liegenden, 20 Hektar großen Gutes im Grundbuch - und nicht die NPD. Die Rechtsextremen hatten die Immobilie vor zwei Jahren über eine schwedische Stroh-Firma zwar zuerst vom Alteigentümer erworben. Als der betagte Gutsbesitzer jedoch erkannte, an wen er das Anwesen veräußert hatte, machte er den Verkauf rückgängig und verkaufte erneut - an Arenstedt und Stelten.

Seitdem tobte der Streit um den Besitz. Die NPD beharrte auf der Rechtmäßigkeit ihres Kaufvertrages, hielt zudem an Plänen fest, auf Gut Johannesberg ein "nationales Schulungszentrum" einzurichten und gab das Anwesen nicht frei, so dass Arenstedt und Stelten schließlich eine Räumungsklage anstrebten, die mit der gestrigen Entscheidung Erfolg hatte. Die NPD und die schwedische Firma sowie der NPD-Kreistagsabgeordnete des Landkreises Oder-Spree, Lars Beyer, der zwischenzeitlich mit seiner Familie auf dem Gut wohnte, hätten kein Recht auf den Besitz des Anwesens, urteilte Richterin Ines Franze. Allerdings ist diese Entscheidung noch nicht rechtskräftig.

"Die NPD wird alle Rechtsmittel ausschöpfen und längst noch nicht aufgeben", vermutet Arenstedt, die sich über den juristischen Erfolg deshalb nur bedingt freuen kann. Eigenen Angaben nach hat sie ihr Eigentum Gut Johannesberg bisher noch nie betreten können. "Das Tor ist verschlossen. Es ist niemand da, der öffnet", erzählt sie. Auch Rauens Bürgermeister Sven Sprunghofer bestätigt, schon lange niemanden mehr von der NPD im Ort oder auf dem Weg zum Gut gesehen zu haben. Es werde wohl ein paar Jahre dauern, bis "die Sache ausgestanden" sei. Bis dahin müsse eine sinnvolle Nutzung für das 20 Hektar große Anwesen gefunden werden, das aus Obstplantagen und Ackerflächen sowie zehn sanierungsbedürftigen Gebäuden besteht.

Besitzerin Arenstedt plant eigenen Angaben nach die Vermietung des Gutes an eine soziale Einrichtung, die sich in der Jugendarbeit engagiert. Mit Interessenten aus Berlin sei sie in Kontakt, Namen wollte die Zahnärztin jedoch nicht nennen. Die NPD will die schriftliche Urteilsbegründung abwarten und sich juristisch beraten lassen.