Krach ums liberale Profil

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Gudrun Mallwitz

Potsdam - Selbst der Skandal um Jürgen Möllemann kann ihren Elan nicht bremsen: Vor Selbstbewusstsein strotzend, drängt eine kleine Gruppe Liberaler aus dem Kreis Teltow-Fläming Brandenburgs FDP zum Aufbruch. «Die Liberalen müssen endlich wieder wahrgenommen werden», fordert der rührige Vorsitzende des Ortverbandes Mahlow-Blankenfelde, Detlef Hampf, und plädiert für eine bürgernahe Politik jenseits der kleinen, aber feinen Partei. Etwa zwei Monate nach Gründung des Reformflügels scharrt der 42-jährige Wahl-Mahlower und gebürtige Westberliner mittlerweile Ortsverbandsvertreter aus mehreren Kreisen um sich. Zum Leidwesen von Landeschef Jürgen Türk haben sich schon etwa hundert der märkischen FDP-Mitglieder der Truppe angeschlossen.

Als sich der FDP-Ortsverein Blankenfelde-Mahlow im Mai vorigen Jahres gründete, jubelte Türk noch. Heute fürchtet er um die Spaltung seiner ohnehin nicht gerade schlagkräftigen Partei, die in ganz Brandenburg gerade mal 1700 Mitglieder hat. Zeigte sich Türk einige Wochen lang gelassen, warnt er nun in einem Brief an den «Aufbruch 2004 plus», wie sich die Gruppe in Hinblick auf die Überwindung der Fünf-Prozent-Hürde bei den Landtagswahlen 2004 nennt, vor einem «Verband im Verband».

Die hochmotivierte Truppe ficht dies nicht an. «Wir wollen nicht spalten, wir wollen Dampf machen», sagt Hampf. Er lässt aber keinen Zweifel daran, dass Jürgen Türk, der als einziger Liberaler Brandenburgs im Bundestag ohnehin ausgelastet sei, nicht der richtige Mann an der Spitze der Partei ist. «Wer kennt in Brandenburg schon Jürgen Türk?» fragt Hampf. Jürgen Türk kam angesichts der innerparteilichen Unruhe bereits aus seinem Schneckenhaus und präsentierte jetzt kurz vor den Vorstandswahlen im Februar nächsten Jahres den schon lange geforderten Generalsekretär. Glaubte er mit dem ehemaligen Justiz-Staatssekretär im Bund, Heinz Lanfermann, einen Coup gelandet zu haben, fand die Wahl zumindest beim Reformflügel keine Gnade. In einem offenen Brief an Lanfermann gab Lutz Kumlehn, der stellvertretende Koordinator der Gruppe, dem Generalsekretär zu verstehen, «dass sein Lebenslauf keine besonderen Fähigkeiten dafür erkennen lässt, die Brandenburger Liberalen 2004 wieder in den Landtag zu führen.»

Der 52-Jährige Lanfermann verärgerte vor allem damit, dass er kurz nach seiner Berufung durch den Landesvorstand sein Interesse an einer Kandidatur für die Wahlen zum Potsdamer Landtag bekundete. Schon bei den Berliner Liberalen hatte er 1998 vergebens versucht, wieder zu Fuß zu fassen.

Jetzt reicht es auch Türk. Die Gruppe wolle die FDP keineswegs voran bringen, sondern bestehe aus Profilneurotikern, befand der Parteichef. Auch Klaus Rocher, Kreisvorsitzender in Teltow-Fläming, sieht den wachsenden Einfluss der Reformgruppe mit gemischten Gefühlen. Denn obwohl auch er der FDP, die nach den jüngsten Umfrageergebnissen landesweit bei über fünf Prozent liegt, noch viel mehr zutraut, warnt er: «Wir sollten uns nicht zu sehr mit uns selbst beschäftigen».

Vielleicht hören die Parteifreunde auf ihn. Denn die FDP-Welt ist zumindest noch in Groß Machnow, wo Rocher seit 1993 Bürgermeister ist, schwer in Ordnung. Im Gemeinderat belegen die Liberalen dank des Traumergebnisses von 70 Prozent bei den letzten Kommunalwahlen derzeit sieben von zehn Sitzen.