Potsdam - Ist es sinnvolle Arbeitsteilung, oder herrscht nun endgültig babylonische Verwirrung rund um das Projekt Turmbau zu Potsdam? Am Wochenende hatte die Synode des Potsdamer Kirchenkreises entschieden, für den Wiederaufbau der Garnisonkirche eine Stiftung ins Leben zu rufen, die, so der Potsdamer Superintendent Bertram Althausen, «offensiv an Spender herantreten soll». Vorgesehen ist ein Stiftungskapital von 500 000 Euro, das die Kirche bei der Landeskirche, der evangelischen Kirche Deutschland und dem evangelischen kirchlichen Hilfsverein sowie der Stadt Potsdam und dem Land Brandenburg einwerben will.
Doch um Spenden wirbt bereits seit Jahren die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) - und das mit Erfolg: 5,45 Millionen Euro hat die TPG bereits zusammen, die Hälfte der veranschlagten Kosten für den Wiederaufbau.
Aber als Konkurrenten im Kampf um Spendengelder sehen sich dabei Traditionsgemeinschaft und Kirche nicht: «Wenn die Kirche für ein Versöhnungszentrum und die Voraussetzung sammelt, dass eine City-Kirche entstehen soll, ist das in Ordnung», sagte gestern der TPG-Vorsitzende Max Klaar.
Auch Kirchenmann Althausen spricht von Einvernehmen und Arbeitsteilung: «Die TPG sammelt für den Bau, wir sammeln für die inhaltliche Ausgestaltung eines Versöhnungszentrums. Übereinstimmung herrscht auch darüber, dass die Kirche sich an die Spitze der Initiative stellt.»
In regelmäßigen Gesprächsrunden zwischen TPG und Kirche, über deren Inhalt aber nicht öffentlich diskutiert würde, müssten jetzt nur noch Feinabstimmungen zum weiteren Vorgehen stattfinden, so Althausen. Das Projekt scheint also auf dem richtigen Weg. Scheint, denn noch sind viele Details ungeklärt. Offen sind zum Beispiel die Fragen, in wessen Eigentum das Grundstück des ehemaligen Kirchenstandorts geht, wer als Bauherr und als Träger des Projekts fungiert und letztlich um die Gestaltung der Kirchturmspitze.
Während die Traditionsgemeinschaft die historische Wetterfahne fordert, will die Kirche als Zeichen der Versöhnung das Nagelkreuz der Kathedrale von Coventry auf der Spitze sehen. Diese war bei einem verheerenden Bombenangriff der Luftwaffe 1940 zerstört worden.
«Die Kirche muss originalgetreu aufgebaut werden, sonst stehen die von uns gesammelten Mittel nicht zur Verfügung», betonte Klaar. Das heißt: Bevor sich die Kirche mit der TPG nicht über alle Details geeinigt hat, macht es wenig Sinn, die Stiftung ins Leben zu rufen und von kirchlicher Seite um Spenden für ein Versöhnungszentrum zu werben. Denn zieht sich die TPG zurück, steht das gesamte Projekt in Frage. schoe/do