Lernwerkstatt im Stasi-Knast

Potsdam - Mit finanzieller Hilfe der F.C.-Flick-Stiftung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit konnte gestern im ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis an der Potsdamer Lindenstraße eine Projektwerkstatt für Potsdamer Schüler eröffnet werden.

Die Idee, am Ort des Grauens und der Qual Geschichte erlebbar zu machen und sich mit den Strukturen totalitärer Systeme auseinanderzusetzen, entstand vor einem Jahr im Brandenburger Bildungsministerium. Mit 30 000 Euro, die die Flick-Stiftung zur Verfügung stellte, wurden die Kapelle des Gefängnisses renoviert und Lehrmaterialien angeschafft. Die benachbarte Voltaire-Gesamtschule stellt überdies zwei Unterrichtsräume zur Verfügung. Die Stelle einer Gedenkstättenlehrerin wird vom Bildungsministerium finanziert. Damit ist das Potsdamer Modell Projektwerkstatt nach Angaben von Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) einzigartig in der Bundesrepublik. Eingebunden in den Unterricht werden neben der Gauck-Behörde auch das Dokumentationszentrum für Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt. «Niemand wird diesen Ort unbeeindruckt verlassen. Das Bedrückende ist Anlass zur Reflexion und lässt Biografien von Opfern und Tätern besser nachvollziehen», erklärte Claus-Peter Ladner von der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 das didaktische Ziel der Projektwerkstatt. Die Fördergemeinschaft, der u. a. die Bürgerrechtler Bärbel Bohley und Konrad Weiß angehören, setzte sich dafür ein, dass das Stasi-Gefängnis 1995 zur Mahn- und Gedenkstätte erhoben wurde.

Im 1733 errichteten Haus war zur Zeit des Nationalsozialismus das Erbgesundheitsgericht untergebracht. Nach dem Krieg nutzte die sowjetische Geheimpolizei NKWD das Gefängnis. Von 1953 bis 1989 betrieb die Stasi das Haus als Untersuchungsgefängnis. Im Durchschnitt waren hier mehr als 100 Häftlinge untergebracht. schoe