Wo Schmökel mordete

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M. Lukaschewitsch

Strausberg - Frank Schmökel kannte sich hier gut aus. Er hatte in der wald- und seenreichen Gegend um die Kleingartenkolonie «Am Postbruch» bei Strausberg (Märkisch-Oderland) schon als Kind gespielt, berichten alteingesessene Bungalowbesitzer. Jahre später dann hat der gelernte Rinderzüchter in der alten Molkerei an der Hegermühle gearbeitet, einen Steinwurf entfernt vom Postbruch. «Besser er wäre nie wieder hier hergekommen», sagt Bungalowbesitzerin Tamara Kaiser.

Tat Schmökel, wegen seiner Gewaltbereitschaft als «lebende Zeitbombe» apostrophiert, aber doch. Und diesmal in mörderischer Mission. Der 1,90-Meter-Hüne erschlug am 2. November 2000, einem sonnigen Donnerstag, den arglosen Berliner Rentner Johannes Berger (60) auf seinem Gartengrundstück im Postbruch. Der musste sterben, weil Schmökel seine Flucht, die am 25. Oktober bei einem Hausbesuch seiner Mutter Marianne K. begonnen hatte, mit dem Auto fortsetzen wollte. Deswegen und wegen dreifachen versuchten Totschlags an Pflegern und Mutter wird ihm derzeit in Neuruppin der Prozess gemacht.

Mit Schaudern erinnern sich Tamara und Hans Kaiser an den Spuk, der sich mit dieser Bluttat nächtens über die beschauliche Schrebergartenidylle im Postbruch gelegt hatte. «Dass der hier schon fast eine Woche rumgeturnt war, das ist immer noch unvorstellbar», sagt er. Das frühere Grundstück der Bergers liegt etwa einen Kilometer entfernt von der eigentlichen Datschenanlage, am Rand des Waldes, auf einer Parzelle neben einer Pferdeweide. Schmökel hatte sich hierher geflüchtet und verbrachte sechs Tage unbehelligt in der benachbarten Datsche.

Ruhig geht es hier zu, einsam kann man auch sagen. Ideal als Versteck, damals. «Hubschrauber schreckten uns auf, wir wollten gerade zu Bett gehen», sagt die Nachbarin. Schmökel hatte den Mord telefonisch gestanden. Heerscharen von Polizeibeamten bevölkerten nur kurz danach in den Abendstunden das unübersichtliche Gelände. Sie fanden Schmökels Opfer erst um 20 Uhr.

Am Tag darauf durchkämmten Beamte selbst die Laubhaufen auf dem Grundstück. Frau Kaiser zittert ein wenig, als sie erzählt, dass ihr Auto zum Mordzeitpunkt auch vor dem Haus stand. «Tagsüber ging ich noch mit meiner Enkelin am Haus der Bergers vorbei, sah ihn noch im Garten.» Zum letzten Mal. Nur wenig später war Johannes Berger tot, von Schmökel erschlagen mit einem Spaten. Danach machte sich Panik breit bei den Datschenbesitzern, sie lebten in Angst, bis Schmökel knapp eine Woche später in Sachsen - ebenfalls in einer Laube - dingfest gemacht werden konnte. «Hoffentlich kommt der nie wieder raus.»