«Drogenhandel» über Monate im Lehrplan

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Jürgen Mundt

Potsdam - Im Fall des brandenburgischen Lehrplan-Skandals gerät Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) zunehmend unter Druck. Die CDU-Fraktion fordert den Minister auf, personalrechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen einzuleiten. Reiche habe ihm versichert, «schnell zu prüfen und schnell zu entscheiden», sagt der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion Dierk Homeyer. Die Union behalte es sich weiter vor, den Sachverhalt auf strafrechtliche Relevanz prüfen zu lassen.

Anlass für die Diskussion war der

Mathematik-Lehrplan der Klassen 7 und 8. Im Bemühen, die Drogenproblematik in möglichst vielen Fächern zu behandeln, empfahl der Plan auch Einnahmen aus «Drogenverkauf» und Ausgaben für den «Drogenkonsum» auflisten zu lassen. Die Schüler sollten so den Umgang mit statistischen Daten lernen und sich gleichzeitig mit dem Drogenthema befassen.

Inzwischen herrscht allseits blankes Entsetzen über den in Brandenburg verfassten pädagogischen Unsinn und vor allem darüber, warum ihn über Monate niemand bemerkt hat. Eine Frage, die sich auch Jan Hofmann, Direktor des Pädagogischen Landesinstituts in Ludwigsfelde stellt. In seinem Hause wurde der Lehrplan im Auftrag des Bildungsministeriums erarbeitet. Gestern war Hofmann dabei, eine Stellungnahme für Reiche zu schreiben.

Allen Beteiligten scheint inzwischen klar zu sein: Es wird disziplinarische Konsequenzen geben.

Fünf Mathe-Lehrer aus Brandenburg haben den Lehrplan erarbeitet. Danach haben auch Hofmann und Mitarbeiter des Ministeriums auf den Entwurf geschaut, ohne die Peinlichkeit zu entdecken. Es seien insgesamt 1000 Seiten Lehrplan zu begutachten gewesen. Dies könne aber diesen «riesigen Fehler» nicht entschuldigen, sagt Hofmann.

Auch anderen Pädagogen ist offenbar nichts aufgefallen. Seit Herbst 2001 stand das Papier als Diskussionsgrundlage für alle Lehrer im Internet. Es habe zwar Hinweise zum Plan gegeben, aber nicht ein einziger habe die jetzt zu Recht kritisierte Passage betroffen, erklärt der Instituts-Chef.

Eine Debatte darüber, wie solche Fehler für die Zukunft vermieden werden können, fordert die bildungspolitische Sprecherin der PDS-Landtagsfraktion, Gerrit Große. «Personelle Konsequenzen halte ich dagegen nicht für angebracht», sagte sie. Dazu hätten zu viele Menschen auf den Plan geschaut, ohne etwas von der Passage zu bemerken.

Ministerium im Netz

Weitere Informationen zu den Rahmenplänen unter www.brandenburg.de