Werder/Havel - Egal, wie schnell man fährt: An der Potsdamer-Straße in Werder/Havel (Potsdam-Mittelmark) wird jedes Auto geblitzt. Doch weder Polizei noch ein «Starkasten» sind als Tempomesser zugange, sondern ein Mini-Sensor, der die Geschwindigkeit auf einer schwarzen Tafel anzeigt. Wer rast, muss kein Bußgeld fürchten, fühlt sich dennoch ertappt und geht vom Gas. «Damit ist das Ziel erreicht», freut sich Gudrun Zander vom städtischen Ordnungsamt. Die neue Technik, bisher einmalig im Land Brandenburg, habe sich vom ersten Tag an bewährt.
Geboren wurde das Pilotprojekt aus der Not: Weil in der Potsdamer Straße extrem gerast wurde, beantragte die Stadt beim Landkreis einen «Starkasten». Doch der wurde abgelehnt, weil die Straße zu schmal sei. «Wir habe uns einige Tempoanzeigen im Alt-Bundesgebiet angesehen», sagt Gudrun Zander. «Die Sache hat uns überzeugt.» Nach einigen Verhandlungen stellte der Hersteller aus Neustadt an der Weinstraße das Gerät den Werderanern für sechs Jahre gratis zur Verfügung. Die Werbeflächen sind vermietet, der Strom kommt aus einem Laternenmast.
«Die ersten Erfahrungen sind sehr gut», sagt auch Werders Polizeichef, Hauptkommissar Hans-Jürgen Senger. «Es wird deutlich langsamer gefahren.» In der Vergangenheit kam es regelmäßig vor, das links und rechts der Straße Gartenzäune umgefahren wurden. Jetzt werde man das Gerät mehrmals umsetzen, damit der «erzieherische Effekt» auch an anderen Unfallschwerpunkten erreicht wird. Lutz Lorenz, Leiter des Kreis-Verkehrsamtes, hält den Einsatz auch in anderen Kommunen für denkbar. Anfragen gebe es bereits aus den Ämtern Brück und Beelitz.
Die Tempoanzeige hat sich schon in mehreren Ländern Europas bewährt. Mancherorts ging der Anteil der Extremraser nach Angaben der Polizei um 50 Prozent zurück. Auch in Brandenburgs Verkehrsministerium hält man das Projekt für sinnvoll. Per Verordnung wurde die Aufstellung vor einem Jahr ermöglicht, speziell in der Nähe von Schulen oder Kitas. «Es ist gut, wenn über das schlechte Gewissen Einfluss auf Raser genommen wird», sagt Ministeriumssprecher Lothar Wiegand, «doch ein Allheilmittel ist es nicht.» Wichtig sei, dass die Technik an unterschiedlichen Stellen eingesetzt werde, damit sich die Kraftfahrer nicht daran gewöhnen.