Ausverkauf auf dem Horn

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Dieter Weirauch

Potsdam - Am Anfang war der Ärger: In die viel gerühmten Sichtachsen der Potsdamer Kulturlandschaft hinein ließ Investor Klaus Groth 1995 seinen Traum vom märkischen Arkadien wachsen, und das Unesco-Welterbekomitee hob bedenklich die Augenbrauen. Aber das Beste war halt gerade gut genug für die Villen und der beste Bauplatz für sie das Glienicker Horn unterhalb der berühmten Brücke zwischen Potsdam und Berlin. Ganz exquisit um die Villa Kampffmeyer gruppiert, die 1924 ein Mühlenbesitzer sich auf die Spitze des Horns hatte mauern lassen.

Für Investor Groth war auch am Ende Ärger. Denn der schöne Schein trügt. Mehr als die Hälfte der Wohnungen steht leer, von 44 konnten nur 20 verkauft werden: die Preise für die 60 bis 250 Quadratmeter großen Wohnungen waren schlicht zu hoch. Für den Unternehmer erwies sich das Prestige-Projekt als Millionengrab, und manch Missgünstigen, dem so viel Exklusivität grundsätzlich verdächtig erscheint, durchströmte ein gewisse Genugtuung; voreilig vielleicht. Denn jetzt geht die neue Eigentümerin, eine Tochter der Commerzbank, in die Offensive, und die begann am Mittwochabend mit einem Empfang in - wo sonst? - der Kampffmeyer-Villa. Dort rührte einer der großen Potsdamer Makler für Edelimmobilien, Dahler & Company, die Werbetrommel für die bisher schwer verkäuflichen Bleiben.

Geschäftsführender Gesellschafter Claus-Thilo Kolster verspricht zwar keine Schnäppchen, aber moderate Preise; von einem gewissen Niveau aus betrachtet natürlich. Statt der früheren 16 000 Mark pro Quadratmeter bewegen sich die Preise jetzt zwischen 3000 und 4500 Euro.

Mittwochabend war es aber vor allem die Villa Kampffmeyer und deren jetzige Bewohner Thomas Borer-Fielding und Ehefrau Shawne, die viele Gäste, darunter Konstantin Graf von Lambsdorff, Hartwig Piepenbrok, Wilhelm Karl Prinz von Preußen oder Georg Graf von Stauffenberg, ans Ufer der Havel zog. Der ehemalige Schweizer Botschafter ist bekanntlich prominenter Mieter der Villa.

Ein Luxus der Borers wird auch künftigen Bewohnern der Neubauvillen zuteil werden: ein hoher Zaun und Kameras halten Neugierige fern. Wer da nicht wohnt oder wenigstens erwartet wird, ist nicht willkommen. Ein Doorman wacht darüber.

TV-Moderator Ulrich Meyer und Gattin Georgia Tornow standen Mittwochabend auf der Gästeliste - aber ausgerechnet Ulrich Meyer, der ein Herz für alte Potsdamer Villen hat und bereits mehrere in der Berliner Vorstadt mustergültig saniert, kam nicht weiter als bis ins Kampffmeyer'sche Foyer. Einen Abend zuvor nämlich hatte er in seiner SAT1-Sendung «Akte 02» über Villen-Besitzer Borer-Fielding im Zusammenhang mit dessen angeblicher Gespielin Djamile Rowe berichtet. Kam wohl nicht gut an. «Herr Borer bat mich, das Haus zu verlassen, er berief sich auf sein Hausrecht», beschreibt Meyer seinen Abgang - und zeigt Gelassenheit: «Ich nehme das hin wie Hunger und Durst». Vielleicht kommt Ulrich Meyer ja doch noch mal in den Genuss, die Villa näher kennenzulernen. Denn das neubarocke Gebäude mit einer Wohnfläche von 1600 Quadratmetern steht ebenfalls zum Verkauf, dem Vernehmen nach für sechs Millionen Euro. Wenn sich ein Käufer findet, dann zieht das Ehepaar Borer aus.