Frankfurter hängen sich weit aus dem Fenster

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Jeanette Bederke

Frankfurt (O.) - Zurückgekehrt sind sie inzwischen nach 57-jähriger Odyssee, die herrlichen Fenster der Frankfurter Marienkirche. Jetzt wird ein Restauratorenteam, vor allem aber Geld gesucht, damit die gläsernen Schätze wieder aufpoliert werden können. Inzwischen lagern sie in 22 Transportkisten im Märtyrerchor des Gotteshauses, und die Frankfurter übertreffen sich an originellen Ideen, Geld für die Aufarbeitung zusammenzubekommen.

Da ist der Uhrmachermeister, der Zeitmesser mit der Marienkirche auf dem Ziffernblatt verkauft, da ist der Bäcker, der St.-Marien-Brötchen nach altem Klosterrezept unters Volk bringt, und da sind die Sportgemeinschaften, die ihren Wettkampf-Einsatz spenden. Der Knabenchor der Singakademie macht Benefizkonzerte, und die Studenten der Frankfurter Uni Viadrina verkaufen Betonbrocken der alten Stadtbrücke, die gegenwärtig abgerissen und neu gebaut wird. Alle wissen: Erst wenn rund eine Million Euro zusammengetragen sind, kann die zweijährige Schönheitskur für die 111 bleigefassten Einzelscheiben beginnen.

Beim Frankfurter Förderverein St. Marien e. V. laufen die Spenden ein, und mehr als 15 000 Euro kamen in den ersten drei Wochen zusammen. Rund 46 000 Euro haben die 40 Mitglieder bereits in den vergangenen drei Jahren gesammelt. Doch das Sammeln ist mühsam. Deshalb bemüht sich ein Arbeitskreis unter Federführung von Ex-OB Wolfgang Pohl deutschlandweit um Sponsoren, Lottomittel und Stiftungsgelder. Neueste Idee: Für 500 Euro kann man eine der 111 Fensterfelder symbolisch kaufen.

Ende August sollen die Arbeiten an den Fenstern beginnen. Gegenwärtig fertigt ein Firma Schränke mit ausgepolsterten Schubfächern für jede der Scheiben, um die zerbrechlichen Kostbarkeiten endlich aus den Transportkisten zu befreien. Zu Gesicht bekommen kann man den Bleiglas-Schatz ausschnittsweise wohl erst im Herbst. Dann sollen bereits restaurierte Felder sowie Scheiben im aktuellen «Urzustand« ausgestellt werden. Die Restaurierungswerkstatt aber wird aus Sicherheitsgründen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Allein der Versicherungswert für die Chorfenster liegt bei 2,2 Millionen Euro.