Fruchtsaft mit Hormonzusatz

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Gudrun Mallwitz

Potsdam - Illegal mit dem Wachstumshormon MPA (Medroxy-Progesteron-Azetat) vermischter Zuckersirup aus Belgien ist möglicherweise auch nach Brandenburg exportiert worden. Er könnte hier in einem Getränkeherstellungs-Betrieb zu Fruchtsaft verarbeitet und im Einzelhandel verkauft worden sein. Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD) hält sich aber bedeckt, welches Unternehmen im vergangenen Jahr von der belgischen Firma «Bioland» mit zwei Tanklastern Glukosesirup beliefert wurde. Es sei nicht mehr nachweisbar, ob die Lieferung überhaupt das Hormon enthielt. In dem Betrieb hätten jetzt keine Proben mehr gezogen werden können.

Aus den Geschäftsbüchern des Getränkeherstellers gehe hervor, dass es außer dieser Lieferung im März 2001 keine weiteren mit Zuckersirup aus Belgien gegeben habe. Da die Mindesthaltbarkeit der Säfte, in die der verdächtigte Sirup floss, abgelaufen ist, hat auch der Handel nichts mehr vorrätig. «Wir können den Fall nicht aufklären», sagt Birthler. «Damit geht er an den Bund zurück.»

Der SPD-Politiker fordert nun eine verstärkte Kontrolle der Futter- und Lebensmittelbranche. Der Blick richte sich derzeit zu sehr auf die Lebensmittelbranche, kritisiert Birthler. «Hier sind wieder kriminelle Machenschaften am Werk, die dringend aufgeklärt und künftig noch stärker bestraft werden müssen.»

Falls der «Hormon-Sirup» verwertet worden ist, sieht das Ministerium angesichts seiner starken Verdünnung keine Gesundheitsgefahr für den Verbraucher. Birthler warnt vor einer Überbewertung des Falls. «Wenn man bedenkt, dass in Amerika Hormon in Schweinefleisch gängig ist, zeigt das die Dimension.»

Am Montag hatte das Bundesverbraucherschutzministerium mitgeteilt, dass eine Lieferung an einen Brandenburger Getränkehersteller gegangen war. Daraufhin wurden Kontrolleure zu dem Betrieb geschickt.

Hintergrund ist die Entdeckung des Wachstumshormons MPA in Schweinefleisch in Belgien. Im Zuge der Ermittlungen wurde auch das Futter analysiert. Da Schweine als Nahrung auch Fruchtsirup erhalten, war man dieser Spur nachgegangen. Die belgische Lebensmittelaufsicht kontrollierte zwei Getränkehersteller, die Zuckersirup von der Firma Bioland gekauft hatten. In zwei von 21 Proben fanden die Kontrolleure eine schwache Konzentration des Hormons. Die Firma Bioland gilt als Auslöser des Skandals. Das Unternehmen in der Provinz Antwerpen soll MPA in Zuckersirup für die Schweinemast gemengt haben. Einer der beiden Besitzer von Bioland - zwei Brüder aus den Niederlanden - ist nach Angaben aus Belgien bereits verhaftet worden.

Mindestens vier deutsche Unternehmen haben Geschäftsbeziehungen mit der Firma unterhalten. Verdachtsfälle wie in Brandenburg gibt es auch in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.