Nach unserer Façon: Alle Macht den Ländern?

«Jeder nach seiner Facon» - so hielt ich es in meinen Landen einst, und so galt es auch für all die Herrschaften im Reiche damals. Jedes Herzogtum, jedes Ländchen trieb Politik nach seiner Facon - der Welfe, der Baier sowieso, Reuß ältere Linie eine andere als Reuß jüngere Linie. Was kümmerte sie, was scherte mich der Kaiser. Und so ists heute noch, die «Länder» treiben eigne Politik. Bisweilen. Bildungspolitik par exemple. Was kümmert sie das Reich, pardon, der Bund. Mon Dieu, der Franzos' würd das nicht dulden. Doch so wars immer in teutschen Landen, und stolz sind die Stämme auf ihre «ordo foederalis». Nur, wenns knirscht im Getriebe der Kabinette, wenn immer mehr Manufakturen Erschröckliches vermelden, der Schatzmeister nichts Ersprießliches mehr zu sagen weiß, kurz: Wenn die Not groß ist, schreien alle nach Kanzler und Reich, pardon, Bund. Sollns die doch richten. Zum Beispiel bei der Pisa-Studie, wo manch Ding schiefgelaufen. Mehr als zehn Jahre hat auch die Mark Zeit gehabt, ein Schulsystem nach seiner Facon zu kreieren, und nun stehts schlimm um die Education des jungen Volkes. Jetzt gucken die Düpierten von erfolgreicheren Nachbarn ab, will Minister Reiche gar «nationale Standarts», in «Kerncurricula» deutschlandweit Lernziele postulieren lassen. Was bleibt da am Ende vom Föderalismus wenn das Schule macht? Nichts. Es sei denn, die Ministerialen all der Ländchen machen erst Konzepte, erst ihre Hausaufgaben und dann Politik. Mich echauffiert es nicht, wenn die Landesherrn nicht reüssieren. Ich war nie ein Freund der Kleinstaaterei.