Potsdam - Der achtjährige Gerald betastet den Wasserbüffel - und der hält still. Wie sollte er auch anders, das «Tier» ist, wie alle anderen in Potsdams neuem Zoo zum «Begreifen», aus Bronze. Gerald ist taubblind wie 30 weitere Kinder, die im Hertha-Schultz-Haus des Potsdamer Oberlinhauses wohnen. Die Tierwelt des Dschungels oder der Steppe war ihm bislang verschlossen. «Eine Ungeheuerlichkeit», wie der Berliner Bildhauer Karsten Klingbeil findet. Dass blinde Kinder bis auf den Kontakt zu Katze und Hund kaum Zugang zur Tierwelt haben, wurmte Klingbeil schon seit Jahren. Und so schuf er einen begreifbaren Tierbrunnen für taubblinde Kinder, der in Europa einzigartig ist.
Gestern wurde das Tier-Ensemble auf dem Gelände des Hertha-Schultz-Hauses eingeweiht und sofort von Gerald und anderen Kindern in Beschlag genommen. Auf fünf ovalen Betonplatten, die die Kontinente symbolisieren, tummeln sich insgesamt 30 kleine Bronze-Tiere - alle anatomisch korrekt. Zum Größenvergleich hat Klingbeil einzelne Menschen zwischen die Tiere gestellt.
«Keine einfache Arbeit und dank meiner Frau Ulla, die mich bei der Arbeit angespornt hat, endlich von Erfolg gekrönt», scherzte Klingbeil gestern. Nicht nur den Ansporn, sondern auch die Finanzspritze besorgte Ulla Klingbeil. Über ihre Stiftung Arikalex stellte sie 50 000 Euro für die Realisierung des Brunnens zur Verfügung. Bereits in der Vergangenheit hatte sie zusammen mit Friede Springer, Hauptgesellschafterin des Axel-Springer-Verlags, Regisseur Schlöndorff u. a. für die Sanierung des Hertha-Schultz-Hauses gesorgt: 2,5 Mio. Euro kamen über Spenden zusammen. schoe