hajo Oranienburg - Der Sprengstoff einer Flak-Granate aus dem Zweiten Weltkrieg ist am Mittwoch gegen 17 Uhr im Unterbau eines Teils der bereits asphaltierten Neubaustrecke für die Oranienburger Ortsumgehung der Bundesstraße 96 bei Germendorf teilweise «verpufft». Die Granate - Kaliber 8,8 Zentimeter, 34 Zentimeter lang - war vom Sägeblatt einer selbst fahrenden Straßenbaumaschine, die Dehnungsfugen in den Asphalt fräst, angesägt worden. Dadurch wurde sie nur langsam erhitzt, und ein Teil der mit einem Kilogramm angegebenen Sprengstoffmenge verpuffte statt zu explodieren. Dem Arbeiter an der Maschine war Sand in die Augen geflogen. Er musste ambulant behandelt werden. Die Säge wurde beschädigt.
Nachdem Experten vom Munitionsbergungsdienst die Granate geborgen hatten, wurde die Baustelle geschlossen. Sie wird in den nächsten Tagen von der Firma für Kampfmittelräumung genau unter die Lupe genommen. Wie die Flak-Granate in den Straßenunterboden der vierspurigen Neubautrasse gelangen konnte, wird untersucht. Bekannt ist, dass der Hauptauftragnehmer für den Bau der Straße eine Kieslieferung aus der nahe gelegenen Germendorfer Grube erhalten hat. Die Kriminalpolizei Oranienburg hat die Ermittlungen dazu aufgenommen.
Erst in der Woche davor hatten Bauarbeiter in Oranienburg auf dem Gelände von Raab-Karcher im Gewerbegebiet Sachsenhausener Straße bei Aushubarbeiten für einen Parkplatz 500 Kilo Munitionsschrott entdeckt. Das gefährliche Gut ist möglicherweise der Rest von Sprengstellen aus der Nachkriegszeit. Heino Borchert vom Staatlichen Munitionsbergungsdienst: «Es war nach 1945 üblich, Munitionsreste in Bombentrichtern zu sammeln und zu sprengen. Sie wurden oft nur mit Stroh abgedeckt, das angezündet wurde. Dabei ging manches hoch, andere Sprengkörper zündeten nicht.» Bei dem Munitionsfund lag noch eine russische 100-Kilo-Bombe, Dutzende Zünder für Gewehrsprenggranaten, alte Revolver und Maschinenpistolenteile sowie englische Brandbomben, die gewöhnlich mit Phosphor oder anderen flüssigen Sprengmitteln gefüllt waren. Das gefährliche Gut wurde nach Kummersdorf gebracht, wo es auf dem Sprengplatz unschädlich gemacht wird.