Der Tag, an dem der Cargolifter verschwand

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Brand - High Noon. Im tiefen Mittagsschlaf döst der kleine 68-Seelen-Ort Brand vor sich hin. Alles wirkt friedlich, von Beunruhigung keine Spur. Noch scheint die Nachricht nicht angekommen, dass bei Cargolifter das Luftschiff CL 160 vorerst nicht weiterentwickelt wird.

Silvia Dohmke, Besitzerin des Imbiss' am Bahnübergang von Brand, nur 500 Meter vom Cargo-Lifter-Gelände entfernt, weiß noch nichts vom vorläufigen Aus für den Lufttransporter: «Von der Firma erfährt man nichts, wir sind alle völlig auf die Presse angewiesen.» Die in der Region ansässige Brandenburgerin schätzt, dass auch die Mitarbeiter von Cargolifter nicht viel mitkriegen. In ihrem Bekanntenkreis herrsche jedenfalls Unwissenheit. «Ich glaube aber nicht, dass die wirklich dicht machen.»

Beim Wachpersonal bekommt man einiges mit. Ein Angestellter der Firma «Securitas»: «Die meisten Mitarbeiter machen sich schon große Sorgen.» Seine eigene Meinung verrät er nicht: «Kein Kommentar.» Im Besucherzentrum von Cargolifter läuft bisher alles normal. Am Freitagnachmittag sind nur wenige Gäste da. Vom Entwicklungsstopp wissen sie nichts. Noch überwiegt die Neugier auf die innovative Technik.

Von Seiten der Belegschaft ist derzeit nichts zu erfahren. Sobald auch nur das Wort Presse fällt, wird dicht gemacht. «Wir dürfen nicht mit den Medien reden», sagt die junge Verkäuferin im Shop. Mitarbeiter seien nur nach vorheriger Absprache mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit zu sprechen. Die Pressesprecherin Silke Rössler will beruhigen: «Die Mitarbeiter arbeiten normal weiter.» Natürlich sei die Lage angespannt, es gebe viel Nachfragen beim Betriebsrat. Zu einem Anstieg der Kündigungen sei es aber bisher nicht gekommen.

Silvia Dohmke hat durch Cargolifter viele Gäste. Besucher und Mitarbeiter nehmen gern mal im Vorbeifahren eine Bratwurst oder eine Erbsensuppe zu sich. Dohmke kann sich nicht vorstellen, dass hier alles vorbei sein sollte. Die Imbissbesitzerin ist überzeugt: «Wenn hier wirklich Schluss sein sollte, wird sich vieles ändern in Brand und Umgebung.» Auch sie müsse sich dann wohl einen anderen Standort suchen. «Von 68 Leuten kann ich nicht leben.» Und das würde wohl auch vielen anderen Dienstleistern so gehen. ucb