Potsdam - Selbst der Anblick der Lagunenstadt Venedig konnte ihm die gute Laune nicht wiedergeben. Völlig verblüfft las CDU-Landeschef Jörg Schönbohm am Morgen seines ersten Urlaubstags in einer märkischen Zeitung die Ankündigung seines Justizministers Kurt Schelter, eventuell im Juli 2004 aus dem Landes-Kabinett auszuscheiden und als Europaabgeordneter nach Brüssel zu gehen. Damit würde er Annekatrin Glase das Mandat streitig machen. Was Schelter gegenüber der Berliner Morgenpost als «keinen außergewöhnlichen Gedanken» bezeichnete, schlug in der Brandenburger Union ein wie eine Bombe.
«Blankes Entsetzen» hätten Schelters Pläne ausgelöst, hieß es gestern. Es sei ein unglaublicher Vorgang, dass ein Minister diese nicht zuerst der Partei mitteilt. Denn ein Wechsel Schelters nach Brüssel würde CDU-Landeschef Jörg Schönbohm dazu zwingen, sich nur wenige Monate vor den Landtagswahlen im Herbst 2004 nach einem anderen Justizminister umzusehen. Schelter behauptet zwar, dass Schönbohm seine Pläne kenne. Doch muss ihn vor allem der Zeitpunkt ärgern, an dem dieser sie öffentlich macht.
Seit nicht klar ist, ob Edmund Stoiber den Ex-General im Falle eines Wahlsiegs der Union als Bundesverteidigungsminister nach Berlin ruft, ist die Unruhe in der märkischen Union groß genug. Zudem gilt Schelter als Nachfolger Schönbohms an der Spitze des Innenministeriums und stellvertretender Ministerpräsident.
Zur Berliner Morgenpost sagte Schelter: «Falls die Partei will, dass ich Minister bleibe, bin ich dazu bereit. Allerdings strebe ich in diesem Fall an, mich mit einem Landtagsmandat abzusichern.»
CDU-Generalsekretär Thomas Lunacek sagte gestern nur: «Über Personalfragen wird der Landesvorstand mit dem Vorsitzenden zu gegebener Zeit entscheiden.»