27 der 51 Bezirksverordneten haben auf ihrer gestrigen Sitzung gegen den geplanten Neubau auf dem Grundstück Oranienburger Straße 18 gestimmt. Damit ist die Ansiedlung der Heinrich-Böll-Stiftung auf einem Teilgrundstück des Krausnickparks vom Tisch. Auch die Fraktion der Grünen stimmte gegen das Neubauprojekt.

Ausgerechnet die Grünen wollten ursprünglich das wenige Grün in der Spandauer Vorstadt weiter reduzieren. Das wäre nötig gewesen, um auf dem Innenhof der Wohnanlage Krausnickdreieck den Erweiterungsbau für das neue Domizil der Heinrich-Böll-Stiftung, die den Grünen nahesteht, zu errichten.

Da der Mietvertrag der Stiftung für das gegenwärtige Quartier in den Hackeschen Höfen Ende 2007 ausläuft, sollte dann die Oranienburger Straße 18 die neue Heimat werden. Doch gegen diese Pläne liefen auch die Anwohner Sturm. Sie wollen ihre 7000 Quadratmeter große, parkähnliche Freifläche nicht so einfach preisgeben. Die soll nämlich eine öffentliche Grünanlage werden. Dafür stellt der Senat allein in diesem Jahr knapp 250 000 Euro aus dem Programm "Stadtumbau Ost" bereit.

Das grüne Paradies wäre durch die Stiftungs-Pläne in Gefahr geraten. "Für den Neubau hätten Bäume gefällt werden müssen", empörte sich Irmelin Beringer, Chefin des Vereins Bürgerpark Krausnickdreieck. Man habe nichts gegen die Böll-Stiftung, aber man könne nicht verstehen, warum Büros gebaut werden sollen, wenn in der Umgebung 200 000 Quadratmeter Bürofläche leer stünden.

Die Böll-Stiftung hatte den Standort favorisiert, weil in ein stark sanierungsbedürftiges, seit Jahren leerstehendes denkmalgeschütztes Gebäude investiert worden wäre. Doch eben dieser Denkmalschutz lasse Umbauten innerhalb des Gebäudes nur begrenzt zu, eine Aufstockung war bisher abgelehnt worden. Daher wäre der Neubau mit 800 Quadratmeter zusätzlicher Nutzfläche unbedingt erforderlich gewesen.

Außerdem gebe es das Angebot, daß sich die Stiftung personell und finanziell an der Grün-Pflege beteiligt. Trotz dieser Offerten hatte bereits vor dem Entscheid der Bezirksverordneten auch Sven Diedrich (PDS), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, das Vorhaben kritisiert: "Das Projekt widerspricht den beschlossenen Sanierungszielen." Diedrich nennt es verwunderlich, daß ausgerechnet Baustadträtin Dorothee Dubrau (für Grüne) das Projekt der Stiftung vehement unterstützt hatte. Auf ihre Initiative hin sollten die Sanierungsziele geändert werden, um die Voraussetzung für das Erteilen einer Baugenehmigung zu schaffen. "Da vermengen sich ganz offensichtlich Sach- und Parteipolitik", hatte Diedrich gesagt.