Plattenbau-Kino "Sojus" schließt nach 26 Jahren

Aus für eine Kino-Legende im Plattenbau-Osten Berlins: Das Filmtheater "Sojus" am Helene-Weigel-Platz hat nach 26 Jahren für immer seine drei Säle geschlossen.

Marzahn Aus für eine Kino-Legende im Plattenbau-Osten Berlins: Das Filmtheater "Sojus" am Helene-Weigel-Platz hat nach 26 Jahren für immer seine drei Säle geschlossen. Am Mittwochabend gegen 22 Uhr fiel nach "Fluch der Karibik 3" zum letzen Mal der Vorhang. Dem Betreiber war vom neuen, noch unbekannten Besitzer des Hauses, der die Immobilie im Frühjahr bei einer Zwangsversteigerung von der insolventen Ufa-Theater AG erworben hatte, gekündigt worden. Im Bezirksamt wird erwartet, dass er eine neue Nutzung plant. Ein Abriss des Kinogebäudes, um Platz für einen Handelsneubau zu schaffen, wird nicht ausgeschlossen.

"Sojus" war 1999 schon einmal vorübergehend geschlossen, ehe das Lichtspieltheater von der Hamburger Billig-Kino-Kette K-Motion betrieben wurde. Sie ist jetzt noch in 16 weiteren Städten nach dem US-Prinzip der sogenannten One-Dollar-Kinos präsent. "Das Unternehmen Berlin ist ein für allemal vorbei" hieß es gestern in der Firmenzentrale. Im "Sojus" liefen Erfolgsfilme frühestens etwa drei Monate nach ihrer Deutschland-Premiere. Eine Kinokarte kostete 1,99 Euro, dienstags nur 99 Cent.

Kino-Leiterin Melanie Heitkämper ist mit neun Mitarbeitern nach der Übergabe des Hauses in ein paar Wochen erst mal arbeitslos. Sie sagt: "Wir waren trotz der Multiplex-Konkurrenz mit der Resonanz ganz zufrieden und hätten gern weiter gemacht." Am Mittwoch seien sogar viele treue Filmfans aus den ersten Jahren der Plattenbausiedlung zum Abschiednehmen gekommen, einige mit Tränen in den Augen. Sie erzählten, dass sich Erich Honecker 1981 persönlich für den Bau des Kinos eingesetzt haben soll. Aber nur - so hieß es - weil er einen großen Saal zum Reden brauchte.

rg