An Abschied von den 40 Ruderbooten am Schlachtensee, die er seit 18 Jahren verleiht. An Abschied von den Kunden, vom Bootsschuppen und dem kleinen Steinhaus. Zum Jahresende 2008 ist Schluss. Der neue Besitzer des Grundstücks habe den Pachtvertrag gekündigt, erzählt Hoppe. Noch viel länger als den Bootsverleih, nämlich seit 32 Jahren, führt er eine Kohlehandlung in Tiergarten. Das 300 Quadratmeter große Grundstück am Schlachtensee hatte er über Jahre von den Berliner Wasserbetrieben gepachtet. "Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass es zu verkaufen war." Er habe es erst 2007 mitbekommen, als ein Mitarbeiter der Wasserbetriebe auf das Grundstück kam. "Dann wollte ich die Fläche selbst erwerben", sagt er. Vom Bootsverleih hätte er bis zur Rente leben können. So habe er einen Preis genannt und sein Angebot so lange erhöht, bis er der Meistbietende unter den Interessenten war.
Letztendlich soll über sechsstellige Summen verhandelt worden sein. "Das ist viel zu viel für die kleine Fläche", sagt Hoppe. Er verkaufte seine Kohlehandlung und bat Verwandte um eine Anleihe. Eigenes Kapital habe er nicht. Doch dann sollte er kurzfristig den Finanzierungsnachweis erbringen. "Das habe ich nicht geschafft", sagt Hoppe. So ist sein Traum geplatzt.
Die Berliner Wasserbetriebe bestätigen, dass sie das Grundstück am Marinesteig im Sommer 2007 verkauft haben. An wen und für welchen Preis, das wollte ein Sprecher nicht mitteilen.
Längere Öffnungszeiten und Picknickkörbe
Neuer Eigentümer ist Josef Laggner, seit 2002 Besitzer des Restaurants "Fischerhütte" am Schlachtensee. Er betreibt in Berlin unter anderem das Restaurant "Lutter & Wegner" und die "Newton Bar" am Gendarmenmarkt. Der Schlachtensee ist für ihn eine Oase. Das kleine Grundstück am Marinesteig soll weiterhin Bootsverleih sein. "Ich will den Platz verschönern und mit neuen Dienstleistungen verbinden", sagt Josef Laggner. Er will die Öffnungszeiten verlängern. Die Besucher sollen sich die Ruderboote bis Mitternacht oder länger ausleihen können, wenn das Wetter gut ist. "Wer will, kann sich für die Bootstour einen Picknickkorb von der Fischerhütte bestellen." Die Boote sollen nicht nur beim Verleih, sondern auch an der Fischerhütte zurückgegeben werden können.
Laggner weiß, dass der bisherige Pächter das Geschäft gern weiter betrieben hätte. Er habe nicht mit ihm gesprochen. "Wir müssten uns mal zusammensetzen", sagt Josef Laggner. Es sei nicht ausgeschlossen, dass er den gekündigten Pachtvertrag noch einmal verlängere. Der Bootsverleih am Schlachtensee ist für den Gastronomen aus Österreich ein kleines Projekt, verglichen mit dem Humboldt-Carré in Mitte, wo er ein Restaurant, eine Austernbank und eine Bar eröffnen will. Doch auch am Schlachtensee plant der Gastronom Neuerungen. Er will das Areal an der Fischerhütte verschönern und ein altes Haus dahinter neu gestalten. Ein Gemüseladen soll einziehen, auch eine Bäckerei, mit Bioprodukten aus eigener Herstellung. "Für die Jogger, die schon früh am Morgen vorbeikommen."
Bootsverleih-Pächter Werner Hoppe hat unterdessen seinen Kohlehandlung wieder zurückgekauft. Er weiß, dass dieses Gewerbe wenig Zukunft hat. "Drei bis vier Jahre wird es noch laufen", vermutet er.
Doch vielmehr als die Zukunft beschäftigt ihn seine Vergangenheit am Schlachtensee. Die Zeit, die Kraft, das Geld, das er in den Bootsverleih gesteckt hat. "Ich kann an gar nichts anderes denken." 130 000 D-Mark habe er investiert. Habe Stege und Boote in Schuss gehalten, Stromleitungen legen lassen, das Dach vom Bootsschuppen neu gedeckt und für die heißen Sommertage eine Klimaanlage im kleinen Steinhaus installiert. In den ersten sieben Jahren am Schlachtensee habe er nicht einmal Getränke verkaufen dürfen, erinnert sich Hoppe. "Einen Wasseranschluss hat das Grundstück bis heute nicht", sagt er.
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