Die Grafikerin macht sich selbstständig und fragt ihre Freundin, die Betriebswirtin, ob sie mit einsteigen möchte. Im Ingenieurbüro wird ein Job frei, und ein Mitarbeiter verhilft einem Freund zu der Stelle. Es gibt viele Wege, wie Freunde gemeinsam in einer Firma landen. Mit einer vertrauten Person zu arbeiten, scheint ihnen reizvoll. Schließlich sind die Macken und Vorzüge des anderen bestens bekannt. Ein enger privater Kontakt kann im Job aber auch Probleme schaffen. "Man sollte sich gut überlegen, mit wem man zusammenarbeitet", rät der Psychologe Horst Heidbrink.
Zunächst einmal hat es Vorteile, mit Freunden zusammen zu arbeiten. "Freundschaft setzt voraus, dass man sich gegenseitig unterstützt. Es ist angenehm, wenn das auch im beruflichen Alltag gegeben ist", sagt Heidbrink. Freunde sind vertraut, die sonst übliche langsame Annäherung unter Kollegen falle weg, ergänzt Psychologe Hermann Refisch. "Wenn ich jemandem vertraue, fühle ich mich wohler und sicherer."
Das alles kann den Arbeitsalltag erleichtern. Mit Freunden zu arbeiten birgt aber auch Konflikte: "Freundschaften beruhen auf Gleichwertigkeit", erklärt Heidbrink. Genau die sei im Berufsleben aber häufig nicht gegeben. Dort herrschten Zwänge und hierarchische Strukturen, die mit der Freundschaft kollidieren. Im Extremfall könne es dazu kommen, dass einer von beiden befördert wird und eines Tages seinem Freund kündigen muss. Empfiehlt ein Arbeitnehmer einen Freund, geht er damit ein Risiko ein. "Ich kenne den anderen zwar, weiß aber meist nicht, wie der arbeitet", sagt Arndt Werner vom Institut für Mittelstandsforschung in Bonn. "Möglicherweise bringt er nicht die Leistung, die ich erwartet habe." Dann stehe auch der Fürsprecher schlecht da. "Wenn ich jemanden empfehle und der entspricht nicht den Anforderungen, färbt das auf mich ab", sagt Heidbrink. Belastend für die Beziehung sei aber auch, wenn der einst empfohlene Freund gut ankommt und an seinem Fürsprecher vorbei die Karriereleiter hinauf klettert.
Verbringen die Freunde viel Zeit miteinander, werden sie von Kollegen und Vorgesetzen schnell als Einheit wahrgenommen. "Um das zu vermeiden, sollten sie unterschiedliche Standpunkte auch öffentlich ausdiskutieren - etwa in einer Teambesprechung", rät Hermann Refisch, der zum Thema "Führung und Freundschaft" promovierte. "Dann sehen die anderen, dass jeder eine eigene Meinung hat."
Die Gefahr ist groß, dass Dritte annehmen, die beiden tauschten Geheimnisse aus. "Den Freunden werden dann unter Umständen keine heiklen Informationen mehr anvertraut", sagt Refisch. Das wiederum kann der Karriere schaden. Vertrauliche Informationen können Freunde in Loyalitätskonflikte bringen, etwa wenn der eine im Vertrauen erfährt, dass der Job des anderen gefährdet ist. Refisch warnt davor, den anderen bei der Arbeit um jeden Preis schützen zu wollen.
Bei Selbstständigen ist die Versuchung groß, zu glauben, dass die Freundschaft allein für gutes Zusammenarbeiten ausreicht. "Es kommt immer wieder vor, dass Freunde eine Firma gründen", sagt Britta Heegart, Beraterin bei der Handelskammer Hamburg. "Wir haben aber auch immer wieder Fälle, wo die Freunde dann später wegen Problemen noch einmal bei uns auftauchen." dpa