Zehntausende BVB-Anhänger wollen weiterhin am Sonnabend auf den Breitscheidplatz kommen

Nach der Absage des Fanfestes auf dem Breitscheidplatz erarbeitet die Berliner Polizei jetzt unter Hochdruck ein neues Sicherheitskonzept. Denn auch wenn es am Sonnabend, dem Tag des Pokalfinales, in der City-West kein Bühnen- und Gastronomie-Programm des Vereins geben wird, erwartet die Polizei dennoch, dass sich dort Zehntausende Fans von Borussia Dortmund treffen werden. Der Verein geht davon aus, dass 130.000 Anhänger der Mannschaft nach Berlin kommen. Die Polizei rechnet mit 75.000 schwarz-gelben Fans.

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hatte am Donnerstag versucht, mit der Polizei und den Verantwortlichen von Borussia Dortmund eine Einigung zu erreichen, um die Sicherheit für die zu erwartende Zahl an Fans zu garantieren. Baustadtrat Marc Schulte (SPD) sagte, es werde nun am Veranstaltungstag ein sogenanntes Fanmobil der Borussia auf dem Breitscheidplatz geparkt. „Von dort wird es für die eintreffenden Borussia-Anhänger etwa Durchsagen geben, wie sie zum Stadion kommen.“

Die Besucherströme sollen auf diese Weise gesteuert werden. „Die Leute werden merken, dass dies kein Ort ist um zu feiern.“ Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung von Borussia Dortmund werde am Tag des Pokalfinales kein Fanfest vor dem Europa-Center stattfinden. „Das wird lediglich eine Versammlung von Fans sein. Und damit hat die Berliner Polizei Erfahrung“, sagte Schulte. Veranstalter und Anmelder des Fanfestes war ursprünglich die AG City. Weil man mit den Sicherheitsauflagen der Innenverwaltung nicht einverstanden war, sagte die Interessengemeinschaft das Fest allerdings am Mittwoch ab und zog die Anmeldung zurück.

Die Innenverwaltung hatte am Dienstag angesichts der großen Zahl erwarteter Fans eine weiträumige Sicherung des Areals mit zwei Meter hohen Zäunen gefordert. Ein Sprecher der Innenverwaltung sagte: „Der Veranstalter hätte sich aus Sicherheitssicht auch für die Durchführung der Veranstaltung entscheiden können, wenn er die Hinweise der Sicherheitsbehörden umgesetzt hätte.“ Die Forderung nach einer sicheren Umzäunung stelle einen Grundsatz bei Großveranstaltungen ab 5000 Personen dar und sei nicht erst speziell für die Veranstaltung zum Pokalendspiel erhoben worden.

Konzept spät eingereicht

„So hätte man den unkontrollierten Zugang zum Platz verhindern können“, sagte Polizeisprecher Michael Gassen am Donnerstag der Berliner Morgenpost. „Wenn der Breitscheidplatz vollgelaufen wäre, hätte man die Zugänge schließen können.“ Vorgesehen waren zudem Kontrollen der Besucher auf Flaschen und Feuerwerk. Alle Auflagen hätten dem Ziel gedient, für die feiernden Fans höchste Sicherheit zu gewährleisten und dafür zu sorgen, einer folgenreichen Massenpanik vorzubeugen, sagte Gassen.

Die Veranstalter hatten laut Polizei ihr Sicherheitskonzept erst am vergangenen Freitag bei der Innenverwaltung eingereicht. Am nächsten Arbeitstag, Dienstag, habe die Polizei dieses Sicherheitskonzept abgelehnt.

Jennifer Woelki, Geschäftsstellenleiterin der AG City, hält dagegen gerade die geforderte Umzäunung, die sich von Nürnberger bis Joachimsthaler Straße gezogen hätte, für gefährlich. „Als Anmelder hätten wir bei allem, was schief gegangen wäre, gehaftet“, sagte sie. „Darum sind wir besonders vorsichtig. Wir haben immer die Katastrophe bei der Love-Parade in Duisburg vor Augen.“ 2010 waren dort bei einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben gekommen und 500 verletzt worden. Ohnehin sei es aber so, „dass wir die Umzäunung nicht wollen: Es wäre die Erschwernis geblieben, innerhalb weniger Tage derartige Zäune zu besorgen“, sagte Jennifer Woelki.

Hoffen auf Fluktuation

Die Absage verlagert das Problem, eine friedliche Veranstaltung zu gewährleisten, nun zur Polizei. Statt ausreichender Vorbereitungszeit und sichernder Aufbauten durch einen Veranstalter ist Spontanität gefragt. „Wir müssen vor Ort unmittelbar auf die Lage reagieren“, sagte Polizeisprecher Gassen. „Notfalls müssen wir etwa Verkehrsmaßnahmen einleiten.“ Derzeit werde erarbeitet, mit wie vielen Polizisten man auf den Breitscheidplatz gehe und was für Absperrmaßnahmen möglich seien.

Seit Jahrzehnten ist der Breitscheidplatz Treffpunkt von Fans der jeweiligen Pokalfinalisten. Wechselnde Gastronomen sorgten für Imbissangebot und öffentliche Toiletten. In diesem Jahr wollte Borussia Dortmund ein Unterhaltungsprogramm mit Bühne, DJ und prominenten Borussen bieten, was die Anhänger viele Stunden auf dem Platz versammelt hätte.

Weil der Festcharakter der Veranstaltung nun vom Tisch sei, so Sprecher Gassen, gebe es für die Fans weniger Grund, auf dem Platz zu bleiben: „Wir hoffen auf eine hohe Fluktuation.“ So erwartet die Polizei, dass sich die Fans über den Tag verteilt unter der Gedächtniskirche treffen und von dort zum Stadion, zum Public Viewing des BVB auf dem Tempelhofer Feld oder in die Lokale der Stadt ziehen.