Darum ging es der Initiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ auch, als sie am Pfingstmontag zum Treffen auf dem Feld einlud. Aber beim Feiern sollte es nicht bleiben: Sie wollte noch einmal darauf hinweisen, dass der Volksentscheid den „unverfälschten Bürgerwillen“ zeige, sagte Vorstandsmitglied Michael Schneidewind. Gemeinsam mit weiteren Initiativen, die sich mit Themen wie Wohnungsbau, Mieterverdrängung und Gentrifizierung beschäftigen, sammelten sie Unterschriften für einen offenen Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD).
Für Ärger sorgen Äußerungen Müllers vor Berliner Unternehmern. Der Regierende Bürgermeister hatte gewarnt, Instrumente der direkten Demokratie könnten von Leuten genutzt werden, „die sich schon vorher gut Gehör verschaffen“ konnten. Dies könne bedeuten, dass diese Gruppen „ihre Eigeninteressen durchsetzen, nicht die der Mehrheit“, zitierten die Bürgerinitiativen in ihrem offenen Brief Müllers Worte.
Die Mitglieder der Initiativen seien „reich, gebildet, vernetzt“, mit solchen „Verschwörungstheorien“ wolle Müller Stimmung machen, sagte Schneidewind. Beim Volksentscheid sei es gelungen, die Menschen zu erreichen und sie an die Wahlurnen zu bringen: „Das hat doch etwas, das in die Zukunft weist.“
Am 25. Mai 2014 hatten die Berliner bei einem Volksentscheid über die Nutzung des Tempelhofer Felds abgestimmt. Eine deutliche Mehrheit (64,3 Prozent) sprach sich für den Gesetzentwurf der Initiative 100 Prozent Tempelhofer Feld und damit gegen eine Bebauung des Felds aus. Der Entwurf des Berliner Abgeordnetenhauses erhielt 40,7 Prozent Ja-Stimmen. Er sah eine Randbebauung mit Wohnungen und Gewerbe vor, zudem sollte die Zentrale Landesbibliothek auf das Gelände ziehen.
Noch deutlicher war das Ergebnis beim gleichzeitig zur Abstimmung gestellten Bürgerentscheid über die Schmargendorfer Kleingartenkolonie Oeynhausen: 77 Prozent der Wähler in Charlottenburg-Wilmersdorf stimmten dafür, das Kleingartengelände zu erhalten. Mitglieder der Initiative „Schmargendorf braucht Oeynhausen“ feierten am Montag gemeinsam mit den Tempelhofer-Feld-Vertretern. Allerdings geht der Streit um die Kolonie trotz des Bürgerentscheids weiter, noch immer wird über mögliche Entschädigungszahlungen an den Eigentümer diskutiert, der dort Wohnungen bauen will.