Zweiter Weltkrieg

Gedenktafel für einen jungen Deserteur

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Historiker Michael Roeder sammelt dafür Unterschriften und Spenden

Auf dem Mittelstreifen der Uhlandstraße – etwa in Höhe der heutigen Hausnummer 103 – soll mit einer Gedenktafel des Ende April 1945 dort ermordeten, etwa 17 Jahre alten namenlosen Deserteurs gedacht werden. Das hat die Gedenktafelkommission entschieden. „Die Tafel soll jetzt um den Todestag herum aufgestellt werden“, sagt Michael Roeder. Der Historiker hat den Anstoß dazu gegeben, dass an den jungen Soldaten erinnert wird. Das Opfer war nach den Recherchen Roeders von der SS an einer Straßenlaterne erhängt worden. Um seinen Hals hatten die Mörder ein Schild gehängt, auf dem stand: „Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen.“ Laut Roeder handelte es sich wahrscheinlich um einen Deserteur, der in den letzten Tagen des Krieges versuchte, sein Leben zu retten.

Roeder hatte sich bereits Mitte 2013 an die Gedenktafelkommission gewandt und ärgert sich schon lange, dass es mehr als ein Jahr brauchte, bis dort eine Entscheidung getroffen wurde. Nach Auskunft der Kommission musste jedoch geklärt werden, ob es sinnvoll ist, Einzelschicksalen dieser Art zu gedenken. Auf keinen Fall sollte ein Präzedenzfall geschaffen werden.

Anfangs noch Blumen an der Stelle

Auf das Thema war Roeder durch eine 30 Jahre alte Broschüre gestoßen, die anlässlich des bevorstehenden 40-jährigen Kriegsendes vom Senat Mitte der 80er-Jahre aufgelegt worden war. „Es ging um Faschismus und das Kriegsende in Wilmersdorf“, erinnert sich der 69-jährige Historiker. Anfang der 50er-Jahre seien an der Stelle, wo der Junge ermordet wurde, noch Blumen niedergelegt und mit einer Pappgedenktafel daran erinnert worden.

Allein 600 Unterschriften – darunter auch von der früheren Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg, Monika Thiemen (SPD), und von dem Bundestagsabgeordneten Klaus-Dieter Gröhler (CDU) – hat Roeder gesammelt, um an das Schicksal des jungen Mannes dauerhaft zu erinnern. Mehr als 1000 Euro an Privatspenden warb er ein, damit die Gedenktafel auch installiert werden kann. Die Tafel soll nicht nur an den 17-Jährigen Deserteur erinnern, sondern an alle, die sich dem Krieg verweigerten und dafür ermordet wurden.

Die feierliche Enthüllung der Gedenktafel ist jetzt für den 24. April geplant, um 16 Uhr auf der Kreuzung Berliner-, Ecke Uhlandstraße. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) hat seine Teilnahme zugesagt. Als Redner wird unter anderem auch ein Deserteur aus dem Zweiten Weltkrieg erwartet sowie ein Schüler. Als Hauptredner eingeladen wurde Professor Wolfgang Benz, der bis 2010 das Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität (TU) Berlin leitete.

( bsm )