Mit dem Umzug in den Olympiapark im August 2015 beginnt für die Poelchau-Oberschule ein neues Schulzeitalter. Das marode Schulgebäude aus den 70er-Jahren, in dem sogar ein Fenster heruntergefallen ist, und das alte Image einer Gesamtschule – das alles will die heutige Eliteschule des Sports im Charlottenburger Norden lassen und im Westend neu beginnen. Auch mit einem neuen Namen. Bereits seit langem wird in der Schule darüber diskutiert, das veränderte Schulprofil mit einem neuen Namen zu unterstreichen. Jetzt hat sich die Schulkonferenz für eine Umbenennung ausgesprochen.
Widerstand kommt von der Fraktion der Linken im Abgeordnetenhaus. Sie fordert in einem Antrag, dass die Schule den Namen behält. Harald Poelchau (1903–1972) war Gefängnispfarrer, unter anderem in Plötzensee, und Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Er hat politische Verfolgte und jüdische Familien bei ihrer Flucht unterstützt und wurde mit seiner Frau von der Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Es sei eine absurde Vorstellung, dass dieser Name in dem Moment getilgt werden solle, wo diese Schule auf das Gelände des ehemaligen Reichssportfeldes umzieht, dessen Errichtung Hitler zur „Reichssache“ erklärte und auf dem 1936 die berüchtigten Olympischen Spiele stattfanden, die die Nationalsozialisten propagandistisch nutzten, kritisiert die Linke-Fraktion. Sofern ein Sportbezug bei der Namensgebung beabsichtigt sei, könne sich die Schule auch „Poelchau-Oberschule im Olympiapark“ nennen.
Schulleiter Matthias Rösner sieht den Namen von Harald Poelchau und seine Arbeit im Widerstand eher geografisch im Norden Charlottenburgs und nicht im Westend verortet. Zudem wolle die Schulgemeinschaft die Veränderung von der Gesamtschule zur Sport-Eliteschule deutlich machen, sagt er. In der Schule stehen drei Namen zur Auswahl: Lilli Henoch und Jesse Owens würden den Sportbezug herstellen, der Name „Schule im Olympiapark“ einen Ortsbezug. Mit Jesse Owens gäbe es sogar einen Bezug zum Olympiaparkgelände. „Die dunkle Seite des Sports im Nationalsozialismus und die Instrumentalisierung der Olympischen Spiele 1936 sind weiterhin Gegenstand der Auseinandersetzung der Schüler“, sagt Rösner.
Der Name von Harald Poelchau solle weiterhin geehrt werden, versichert der Schulleiter. Er habe bereits mit der Familie Poelchau Kontakt aufgenommen, die den Namenswechsel „durchaus bedauert, aber auch nachvollziehen kann“. So solle die repräsentative Eingangshalle im neuen Gebäude dem Andenken Poelchaus gewidmet werden. „Der Poelchau-Gedenktag, der bereits fester Bestandteil des Schullebens ist, wird selbstverständlich weitergeführt“, so Rösner.
Die Senatsbildungsverwaltung muss die Namensänderung prüfen. Grundsätzlich entscheide über Namen aber die Schulkonferenz, sagt Sprecherin Beate Stoffers. „Wir werden auch in diesem Fall selbstverständlich prüfen, ob bereits Anmeldungen für denselben Namen vorliegen oder ob sonstige fachliche oder politische Bedenken bestehen.“