Finanzierung

Sanierung des Bettenturms soll im Januar starten

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Andreas Abel

Wenig Wettbewerb bei Ausschreibung für Charité – Senat will Dienstag über Mehrkosten beraten

„Habemus Generalunternehmer!“ Charité-Vorstandsvorsitzender Karl Max Einhäupl bemühte sogar den berühmten Ausruf der Papstwahl, um die Bedeutung der Mitteilung zu unterstreichen: Der Vorstand des Universitätsklinikums hat einen Generalunternehmer gefunden, der bereit ist, die Sanierung des Bettenturms am Campus Mitte zu schultern. Und der Aufsichtsrat hat das Angebot des Bieterkonsortiums akzeptiert und einer Erhöhung des Kostenrahmens um knapp zehn Prozent von 185 Millionen auf 202,5 Millionen Euro zugestimmt.

Auch wenn Einhäupl betonte, die Mehrkosten nicht schönreden zu wollen, wirkte er erleichtert. Offensichtlich war es schwerer als erwartet, einen Generalunternehmer zu finden. „Wir waren überrascht, wie eng der Markt auf dem Gebiet ist“, sagte der Charité-Chef. Auch Matthias Scheller, Direktor des Universitätsklinikums, sagte: „Wir hätten uns mehr Wettbewerb gewünscht.“ Es gebe nur wenige Bieter, die sich trauen, ein solches Projekt in dem definierten Zeit- und Kostenrahmen zu übernehmen. Das nun auf dem Tisch liegende Angebot, nach Schellers Worten das wirtschaftlichste, sei „oberhalb unserer Zielmarke“ gewesen. Es weise bei vorgegebenen Leistungen und einem vorgegebenen Baustandard den günstigsten Preis auf. Die Ausschreibung des Auftrags sei in einem mehrstufigen europaweiten Wettbewerb erfolgt. Zuvor habe die Charité sogar ein sogenanntes Markterkundungsverfahren durchgeführt, da sei das Interesse an dem Auftrag groß gewesen.

Kritiker einer Sanierung des Bettenturms und damit Befürworter von Abriss und Neubau hatten 2012 vor dieser Situation gewarnt und befürchtet, die Charité und das Land Berlin müssten sich von Baufirmen einen Preis für die Sanierung diktieren lassen, weil es für ein solches Projekt zu wenige Wettbewerber gebe. Laut Charité-Chef Einhäupl gebe es aber keine Hinweise auf ein Kartell.

Für die Mehrkosten, so Scheller, seien mehrere Gründe ausschlaggebend. Neben den gestiegenen Baukosten seit Beginn der Planung im Jahr 2010 seien es vor allem Risiken gewesen, die die Charité dem Generalunternehmer übertragen wollte. Welche Risiken das im Einzelnen sind, sagten die Charité-Verantwortlichen nicht. Offenbar geht es aber um die bei einem solchen Bauprojekt üblichen „bösen Überraschungen“, etwa das Auffinden von Schadstoffen, Probleme mit Baugrund oder Struktur des Baukörpers sowie Abweichungen von Bauplänen. Der nun ins Auge gefasste Generalunternehmer habe mehr Risiken übernommen, als es bei einem so komplexen Verfahren sonst üblich sei. Der Charité-Direktor sprach von einer „Teilkaskoversicherung“. Karl Max Einhäupl ergänzte, sie hätten bei der Risikoübertragung mehr versucht und seien bei den Bietern „auf wenig Gegenliebe gestoßen“.

Hochhaus soll bis 2016 fertig sein

Vorgesehen war, mit der Sanierung im vierten Quartal dieses Jahres zu beginnen. Nun, so Einhäupl, hoffe man auf einen Baubeginn im Januar kommenden Jahres, man sei also „mehr oder weniger“ im Zeitplan. Bis dahin fänden bauvorbereitende Maßnahmen statt, zurzeit würden in dem seit Ende September leer gezogenen Bettenhaus Vorrichtungen für Wärme, Kälte, Wasser und Strom entfernt. Im Laufe des Jahres 2016 solle das sanierte Bettenhaus wieder bezogen werden können.

Doch nun muss zunächst geklärt werden, wie die Mehrkosten finanziert werden. Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres sagte, der Senat werde sich bereits am heutigen Dienstag mit dem Thema befassen. Zu klären sei, ob es haushaltsrechtlich möglich ist, die Summe in den laufenden Haushalt einzuarbeiten, oder ob sie in die Haushaltsplanung für die kommenden beiden Jahre aufgenommen werden müsse. Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses solle im November darüber beraten können, damit ein Baubeginn im Januar möglich ist. „Wir wollen, dass so schnell wie möglich mit den Arbeiten angefangen werden kann“, betonte Scheeres. Das Konsortium stehe jedenfalls bereit, sagte Matthias Scheller. Der Generalunternehmer habe sich auf einen Baubeginn im vierten Quartal 2013 eingerichtet und könne mit einem Vorlauf von zwei Wochen starten.

Wichtig für die Finanzierung der Mehrkosten ist aber insbesondere die Frage, woher das Geld kommen soll. Vermutlich soll es aus dem Wissenschaftsetat genommen werden. Dann müssten unter Umständen andere Bauprojekte der Charité, etwa am Campus Benjamin Franklin, verschoben werden. Das möchte jedoch die CDU-Fraktion auf keinen Fall, sagte deren Haushaltsexperte Christian Goiny am Montag der Berliner Morgenpost.