Gesundheit

Deutsche Aids-Hilfe startet neue Plakatkampagne

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Nein, er wisse noch nicht, was auf ihn zukomme, sagt Christian L. „Aber ich bin fest davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung ist.“

Der 42 Jahre alte Reinickendorfer wird ab heute in ganz Deutschland auf großen Plakaten für die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) werben. Neben seinem Gesicht wird der Satz stehen: „Aids ist auch nicht mehr, was es mal war.“ Seine Lebensgeschichte ist eine von zehn, die jetzt bundesweit bekannt wird, die im Internet unter www.aidshilfe.de/30 nachzulesen ist. Er wird sicherlich in Fernsehshows eingeladen werden und er könnte zudem das neue Gesicht der Aids-Hilfe werden, genau 30 Jahre nach deren Gründung. Achso: Und HIV-positiv ist Christian L. natürlich auch – verheiratet mit einer HIV-negativen Frau.

Die Deutsche Aidshilfe hat am Montag in Berlin die neue Kampagne zum 30-jährigen Jubiläum vorgestellt und sie ist in der Tat stark erneuert. Schon die Überschrift „Wussten Sie eigentlich?“ hat wenig mit „Helga, was kosten die Kondome“ zu tun, sondern konzentriert sich eher darauf, der Krankheit ein neues Gesicht zu geben. Da gibt es den Flugbegleiter Sven, der weiter in seinem Job arbeiten darf, oder Michèle, die trotz HIV-Infektion ungeschützt Sex mit ihrem Mann Mic hat und Kinder gebährt, und den 26-jährigen Freiburger Moritz, der wie das blühende Leben lacht und auch sexy sein will. Passend dazu heißt der neue Spruch neben dem DAH-Logo: „Noch Fragen?“ Manuel Izdebski von DAH sagt, man wolle „überholte Bilder von HIV korrigieren, Diskriminierung entgegentreten und auf Versorgungslücken hinweisen“. Schließlich hätten die meisten nur Schwierigkeiten mit HIV, weil sie nicht gut genug informiert seien. „Wer diese Geschichten gelesen hat, wird anders über die Krankheit denken.“

Die Geschichte des Berliners Christian L. ist wohl die prominenteste unter ihnen, gerade weil sie so untypisch und typisch gleichzeitig ist. L. hat sich in Thailand angesteckt und jahrelang nichts davon gemerkt. Selbst als ihm Ärzte andeuteten, dass er positiv sein könnte, wollte er es nicht wahrhaben. „Die schwule Community ist ja besser aufgeklärt“, sagt er, „bei Heterosexuellen gilt das noch immer als schmutzig.“ Noch weiß er nicht, was ihn in seinem Bezirk erwartet, sobald ihn Nachbarn auf den Plakaten erkennen. Moritz aus Freiburg hat schon Erfahrung: „Als ich drei Sekunden bei RTL im Mittagsmagazin war“, sagt er, „wusste es die ganze Stadt.“ Aber das sei gut so gewesen.

( sök )