Rechtsstreit

Klage gegen BER-Architekt Gerkan ruht vorerst

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Viktoria Solms

Gericht hebt für Mai angesetzten Termin auf

Das Landgericht Potsdam lässt die Klage der Berliner Flughafengesellschaft gegen die Planungsgesellschaft PG BBI vorerst ruhen. Dem Gemeinschaftsunternehmen gehören die Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (GMP) und JSK an. Ihnen wurde im Mai vergangenen Jahres wegen der Probleme am neuen Hauptstadtflughafen BER fristlos gekündigt. Gleichzeitig verklagte die Flughafengesellschaft die Architekten damals auf Schadenersatz in Höhe von 80 Millionen Euro. Doch der Rechtsstreit ist vorerst ausgesetzt. Das zuständige Landgericht hat einen Termin zur Prüfung der Klage im Mai aufgehoben. Das Verfahren ruhe, solange nicht eine der beiden Seiten einen neuen Antrag zur Wiederaufnahme stelle, sagte ein Sprecher des Landgerichts. Ursprünglich sollte die Klage am 16.Mai geprüft werden.

Grund für den Aufschub ist die vorsichtige Annäherung des neuen Flughafenchefs Hartmut Mehdorn und des Architekten Meinhard von Gerkan. Die beiden verhandeln über einen Wiedereinstieg von Gerkans in das Milliardenprojekt, heißt es. Dabei soll es nicht zwingend darum gehen, die gesamte Planungsgemeinschaft zurückzuholen, sondern nur einzelne Mitarbeiter, die mit dem Projekt direkt zu tun hatten. Zu ihnen soll unter anderem der Architekt und Chef von PG BBI, Hans-Joachim Paap, gehören. Die Flughafengesellschaft betont regelmäßig, dass hier noch nichts entschieden sei und dass Mehdorn grundsätzlich mit allen spreche, „die einen konstruktiven Beitrag zur Beschleunigung der BER-Eröffnung leisten können“.

Überraschende Wendung

Dennoch hatte mit dieser Wendung in Berlin kaum einer gerechnet. Denn die Flughafengesellschaft hatte den Architekten und Planern von PG BBI eine wesentliche Schuld für das BER-Debakel gegeben. Vor allem ihnen wurde es angelastet, dass die Baustelle im Chaos versank und die Brandschutzanlage bis heute nicht funktioniert. Schließlich waren sie seit 2004 damit beschäftigt, den Plan für den Bau des neuen Berliner Großflughafens zu entwerfen und zu steuern.

Meinhard von Gerkan und sein Team haben die Ereignisse allerdings ganz anders in Erinnerung. In einer fast 100 Seiten umfassenden Klageschrift geben von Gerkans Anwälte dem Aufsichtsrat eine erhebliche Mitschuld. Das Kontrollgremium soll damals noch unter dem Vorsitz von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gutgläubig den Aussagen der Geschäftsführung geglaubt und unrealistische Zeit- und Kostenpläne nicht infrage gestellt haben.

Die Kehrtwende wirft nach Ansicht von Andreas Otto, der für die Grünen im BER-Untersuchungsausschuss sitzt, ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen: „Der Versuch des Aufsichtsrates und der Gesellschafter im Mai 2012, durch die Entlassung von PG BBI vom eigenen Versagen abzulenken, hat bisher ein Jahr Bauverzögerung eingebracht und Zusatzkosten in dreistelliger Millionenhöhe.“