Linke Aktivisten demonstrieren vor dem Amtsgericht gegen den Zwangsverkauf der beiden Grundstücke

Sie wollten die Zwangsversteigerung des Wagenplatzes Köpi im Auftrag des Finanzamtes sowie einer Bank verhindern. Unter dem Motto „Maximaler Ärger für keinen Gewinn“ wollten die Aktivisten mit der Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude an der Littenstraße den Verkauf der zwei Grundstücke und eine Bebauung verhindern. Nach Angaben eines Polizeisprechers waren 150 Polizisten im Einsatz und sperrten vorsorglich den Zugang zum Gericht ab.

„Fünf Demonstranten ist es gelungen, in den Gerichtssaal zu kommen“, sagte Polizeisprecher Volker-Alexander Tönnies. „Sie haben mit Konfetti geworfen und die Versteigerung mit Zwischenrufen kurz gestört.“ Nach Angaben einiger Augenzeugen haben sie Parolen wie „Köpi bleibt Risikokapital“ und „Wer Köpi kauft, kauft schlaflose Nächte“ gerufen. Im Anschluss daran hätten sie sich freiwillig aus dem Gerichtssaal zurückgezogen. Auch vor dem Gerichtsgebäude sei die Demonstration friedlich verlaufen.

405.000 Euro geboten

Doch der Protest half nicht. Eine Minute vor elf Uhr fiel der Hammer des Auktionators. Eine GmbH aus Moers erhielt auf ihr Gebot in Höhe von 405.000 Euro den Zuschlag für das Grundstück Köpenicker Straße 133. „Für das Grundstück Köpenicker Straße 134–135 wurde kein Gebot abgegeben“, sagte Justizsprecher Ulrich Wimmer. „Es konnte nicht versteigert werden.“ Die zwei Grundstücke haben zusammen eine Größe von ungefähr 10.000 Quadratmetern und einen geschätzten Verkehrswert in Höhe von mehr als einer Million Euro. Die Grundstücke befinden sich in zentraler Innenstadtlage unweit der Spree. Laut Gutachten wird der Verkehrswert mit 569.000 Euro und 594.000 Euro angegeben. Als Auktionsvorgabe galt, dass potenzielle Käufer mindesten 50 Prozent des Verkehrswertes bieten mussten, ansonsten war ihr Gebot ungültig.

„Es sind schon mehrfach Investoren durch unseren Widerstand teuer gescheitert“, sagte eine Sprecherin der Bewohner. „Das wird auch so bleiben.“

Nach Angaben der Sprecherin gehöre die Köpi zu den wenigen nicht kommerziellen und selbst verwalteten Wohn- und Kulturprojekten in der Stadt. Es gelte selbst in spekulativen Investorenkreisen als unverwertbares Risikokapital. Alle der rund 100 Bewohner des Hauses und des Wagenplatzes würden über langfristige und versteigerungsfeste Wohnraummietverträge verfügen, heißt es in einer Mitteilung. Die Köpi sei Teil einer Widerstandsbewegung gegen Aufwertung und Vertreibung.

Die 100 Menschen, die auf dem Gelände wohnen, leben je zur Hälfte auf dem Wagenplatz und in dem Haus, das auf dem Grundstück steht. Auf den Grundstücken befinden sich eine Siebdruckwerkstatt, ein Kletterraum, ein Kino, Konzerträume und eine Kneipe. Erst am vergangenen Wochenende hatten Bewohner und Freunde den 23.Geburtstag des Zentrums Köpi mit Konzerten und einer Demonstration gefeiert. Das Grundstück wurde 1990 besetzt. Die Polizei hält die Besetzer für Linksradikale, die bei Krawallnächten mitmischten. Dementsprechend sei die Versteigerung ein Angriff auf uns alle, heißt es. Man werde den Investoren zeigen, worauf sie sich einlassen.

Areal im Sanierungsgebiet

Die Grundstücke liegen in dem ausgewiesenen Sanierungsgebiet Nördliche Luisenstadt, auf dem bis zu achtstöckige Häuser für Wohnungen gebaut werden könnten. „Das Sanierungsgebiet sieht dringend eine Bürgerbeteiligung vor“, sagte eine Sprecherin. „In einer Betroffenenvertretung der Bewohner hat sich die Mehrheit für die Festlegung des Wagenplatzes als Sondernutzungsfläche für experimentelles Wohnen ausgesprochen.“ Mithilfe dieses Verfahrens seien bereits in anderen Städten Wagenplätze erfolgreich in eine dauerhafte Nutzung überführt worden.

Den Käufer des Grundstücks und mögliche Investoren erwartet nach Aussage der Bewohner viel direkter Ärger und Widerstand. „Die Köpi ist mit zahlreichen Wagenplätzen, linken Projekten und Gruppen in ganz Europa vernetzt“, sagte die Sprecherin. „Der Widerstand wird sehr kreativ, energisch und auf allen Ebenen geführt.“