In dieser Woche wollen Pädagogen mit Streiks und Aktionen ihren Unmut über die Gehaltsunterschiede deutlich machen

Berlins angestellte Lehrer fühlen sich bei der Bezahlung gegenüber ihren verbeamteten Kollegen ungerecht behandelt. Deshalb proben sie jetzt den Aufstand. Am Dienstag wollen etwa 200 angestellte Lehrer von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr auf dem Potsdamer Platz (Ecke Potsdamer Straße) auf ihre Probleme aufmerksam machen. Sprecher Florian Bublys kündigt ein großes Spektakel an. Die Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) plant weitere Aktionen. An etwa 50 Schulen soll es am 16. und 17. Januar zu jeweils zweistündigen Arbeitsniederlegungen kommen.

Florian Bublys gehört zur Initiative "Bildet Berlin", die sich vor etwa einem Jahr gegründet hat. Der Vereinigung gehören inzwischen etwa 2000 der 8000 angestellten Berliner Lehrer an. Ihr Ziel ist es, eine Gleichstellung von angestellten und verbeamteten Lehrern zu erreichen. Gegenwärtig werden verbeamtete Lehrer deutlich besser bezahlt. Auch für eine bessere Unterrichtsqualität setzt sich die Initiative ein.

Bei der Aktion am Dienstag soll es auf dem Potsdamer Platz exemplarisch um eine besonders ungerechte Situation gehen. Bublys erklärt das so: "Berlin verbeamtet seine Lehrer seit 2003 nicht mehr, stellt aber nach wie vor verbeamtete Kollegen aus anderen Bundesländern ein."

Mehr Geld für Mangelfächer

Im vergangenen Jahr seien es 150 verbeamtete Lehrer gewesen, die aus Baden-Württemberg, Bayern und anderen Bundesländern kommend, in Berlin eine Stelle bekommen haben. Fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Was die angestellten Pädagogen zusätzlich erbost, ist die Tatsache, dass den Kollegen mit Mangelfächern sogar die Bezahlung zugesichert wird, die sie in ihrem alten Bundesland bekommen haben. Das ist mehr Geld, als Berlin seinen verbeamteten Lehrern zahlt.

"Die Begehrten und der Müll" lautet dann auch der Titel der Aufführung, die die angestellten Lehrer auf dem Potsdamer Platz präsentieren wollen. "Die Begehrten, das sind die Beamten aus den anderen Bundesländern, der Müll, das sind wir", sagt Bublys. Wie Müll würden sich viele seiner Kollegen jedenfalls fühlen. Als Lehrer zweiter Klasse auf jeden Fall. Bei der Aktion am Dienstag wird es aber nicht bleiben. Für Mittwoch und Donnerstag hat die Lehrergewerkschaft GEW die angestellten Lehrer zum Streik aufgerufen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Zum ersten Mal hatten angestellte Pädagogen bereits kurz vor Weihnachten gestreikt. Damals war an sechs Schulen Unterricht ausgefallen.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) betont unterdessen, dass die Sonderzulage, die angestellte Lehrer in Berlin seit 2009 bekommen - sie werden sofort nach der Erfahrungsstufe fünf bezahlt - bis 2017 gesichert ist. Es geht dabei um 1200 Euro Brutto pro Monat. "Wir sind froh, dass wir diese Zulage für einen so langen Zeitraum festklopfen konnten", sagt Scheeres.

Die angestellten Lehrer fühlen sich allerdings hintergangen. "Das ist eine Taschenspielertrick", wettert Bublys. Scheeres wolle die Lehrer ruhigstellen. "Wir fordern eine tarifrechtlich gesicherte Bezahlung." Die Sonderzulage sei jederzeit vom Arbeitgeber einseitig kündbar. "Wir werden nach Gutsherrenart behandelt und nicht wie normale Arbeitnehmer", kritisiert Bublys.

Unterstützung von Schulleitern

Viele Berliner Schulleiter unterstützen die angestellten Lehrer. Der Vorsitzende der Vereinigung der Berliner Schulleiter, Paul Schuknecht, sagt, dass deren Forderungen berechtigt sind. Selbst wenn die jungen Pädagogen zunächst mehr Geld bekämen, weil sie sofort nach der höchsten Erfahrungsstufe bezahlt würden, wären sie gegenüber ihren verbeamteten Kollegen im Nachteil. Schließlich sei eine weitere Erhöhung ihrer Bezüge nicht vorgesehen. "Angestellte und verbeamtete Lehrer müssen mit ihrem Netto-Gehalt gleichgestellt werden", fordert auch Schuknecht.

Die Mitglieder der Initiative Bildet Berlin wollen jetzt das Parlament für ihre Forderungen sensibilisieren. Sie hoffen, dass ihre Aktion und die geplanten Streiks dazu führen, dass sich die Abgeordneten mit ihren Forderungen beschäftigen. Vor fast genau einem Jahr hatte Bildet Berlin Bildungssenatorin 3000 Unterschriften von angestellten Lehrern übergeben, die sich alle für eine Gleichstellung mit ihren verbeamteten Kollegen ausgesprochen haben. "Wir haben damals mit der Senatorin und Staatssekretär Mark Rakles über unsere Forderungen gesprochen, geschehen ist bisher aber nichts", sagt Bublys. Bis heute hätten sie auf ein deutliches Signal von den politisch Verantwortlichen gewartet. "Doch damit ist jetzt Schluss." Es werde nicht bei der Aktion auf dem Potsdamer Platz und den Streiks im Januar bleiben, so Bublys.